© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 03/16 / 15. Januar 2016

Aufgeschnappt
Kaufleute und Bremer
Matthias Bäkermann

Davon träumt doch jeder: Ein Gönner, vielleicht ein unbekannter Großonkel aus Amerika, setzt einen unverhofft als Erben ein. Ausgerechnet dem Armenhaus der Bundesländer, der Hansestadt Bremen, ist das widerfahren. Der zu Reichtum gekommene Kaufmann Wilhelm Wolters hatte seiner Heimatstadt Grundstücke auf Hawaii vererbt. Die Erben, die nach dem Tod Wolters 1919 diesen letzten Willen anfochten, mußten 1928 einem Vergleich zustimmen, der Bremen einen Teil der Waimanu Street in Honolulu zusprach. Die ferne Gunst wurde im Schatten des Roland jedoch über die Jahre, dazu NS-, Kriegs- und Nachkriegszeit, schlichtweg vergessen.

Wie der Weserkurier am vergangenen Montag schreibt, informierte erst 2015 ein Geschäftsmann aus Hawaii den Finanzsenator, weil er die Hansestadt als Miteigentümerin bat, ihm das Grundstück abzutreten. Erst mal wurden „Akten gewälzt“, wie Senatssprecherin Dagmar Bleiker zugibt. Da aber keiner nach Hawaii („aus Kostengründen“) reisen wollte, ging der rot-grüne Senat für 8.000 Dollar auf das Angebot des US-Amerikaners ein. Vielleicht wäre eine Visite des geerbten Grundstücks noch lohnender gewesen, wenn auch nur über Google-Street-View: zwischen Palmen und gläsernen Hochhausfronten von Downtown-Honolulu.