© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 03/16 / 15. Januar 2016

Deutschlands Maßstäbe für die Dritte Welt: Globale Machtverhältnisse antasten
Fair Trade als Wirtschaftsprinzip
(dg)

Weltweit sollen derzeit 795 Millionen Menschen an Hunger leiden. Zähle man jene hinzu, die an Mikronährstoffmangel leiden, so rechnet die Frankfurter Friedens- und Konfliktforscherin Carolin Anthes vor, verdoppele sich diese Zahl. An diesem „skandalösen“ Zustand habe auch die in den sechziger Jahren gestartete „Grüne Revolution“ wenig geändert. Globale Dynamiken wie das „Land Grabbing“, der umgreifende Landkauf zwecks Biokraftstoffproduktion durch internationale Agrarkonzerne, habe das Problem eher noch verschärft. Das sei die Folge einer Politik, die bestehende globale, nationale und lokale Machtverhältnisse nicht antaste, sondern stattdessen die großen Agrarunternehmen und „die Eliten“ fördere. Hunger resultiere mithin aus politischer, sozialer und ökonomischer Exklusion „bestimmter Personengruppen“ (Leibniz-Journal, 3/2015). Hier könne deshalb der „Menschenrechtsansatz“ zur Lösung beitragen, um etwa der Marginalisierung von Kleinbauern entgegenzuwirken. In der Entwicklungszusammenarbeit und in der Außenwirtschaftsförderung sollte diesen künftig auch Deutschland robuster verfolgen. Nicht mehr Wirtschafts- und Konsumenteninteressen dürften dann Maßstab sein, sondern „die Förderung umverteilender Agrar- und Landreformen“ in den Staaten des globalen Südens. 


 www.leibniz-gemeinschaft.de