© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 03/16 / 15. Januar 2016

Knapp daneben
Gute Argumente für die Bundeswehr
Karl Heinzen

Mach, was wirklich zählt“, lautet das Motto der neuen Kampagne, mit der die Bundeswehr ihre Personalwerbung in Schwung bringt. Jungen Menschen, die diesem Appell im Kino, auf Plakaten oder wo auch immer begegnen, dürfte er wie eine Erleuchtung vorkommen. Grausam lastete der unerbittlich nahende Abschied von der Jugend bislang auf ihrer Seele. Vor ihnen schien eine triste Zukunft zu liegen, in der sie stumpfsinnige Arbeit zu leisten hätten, bloß um über die Runden zu kommen, und als Belohnung allenfalls auf ein paar schale Vergnügungen hoffen dürften. Und nun kommt jemand daher und sagt ihnen: Habt keine Furcht! Euer Leben hat einen Sinn, und es liegt in eurer Hand! Es geht nicht nur um Geld und Spaß! Und überhaupt: „Nur wenn du deine Grenzen suchst, kannst du deine Stärken finden!“

Die Spezialität der Düsseldorfer Agentur ist es, doofe Arbeitgeber zu einer attraktiven Marke zu machen.

Manche dürfte es überraschen, daß ausgerechnet die Bundeswehr mit solchen Verheißungen lockt. Man kennt sie eher als unbedarften Haufen, der seine Leute in die Welt hinausschickt, um in sinnlosen Missionen die Zeit zu verplempern oder gar das Leben aufs Spiel zu setzen. Die biblische Sprachgewalt der Kampagne dürfte aber davon abhalten, den Dingen auf den Grund zu gehen. Man steht ja auch nicht im Gottesdienst auf und fragt nach Qualitätsgarantien für das Paradies.

Ersonnen hat die Kampagne die Düsseldorfer Agentur Castenow. Ihre Spezialität ist es, doofe Arbeitgeber zu einer attraktiven Marke zu machen. McDonald’s hat sie schon geholfen. Nun ist die Bundeswehr dran. Castenow setzt auf Authentizität. Nur „echte Menschen“ können verkörpern, wie faszinierend die Bundeswehr ist. Conny Schönfelder gehört leider nicht zu ihnen. Dabei hat sie viel zu erzählen, was junge Menschen auf der Suche nach einem Kick interessiert. In Bild berichtete die 36jährige Soldatin prickelnd über Liebe und Lust im Afghanistan-Einsatz. „Der Sex im Camp ist intensiver“, weiß sie aus Mazar-e-Sharif zu berichten. Angeblich hatte die Bundeswehr dort sogar einen „Verrichtungscontainer“ bereitgestellt. Bei den vielen guten Argumenten für einen Dienst in der Bundeswehr sollte dieses eigentlich nicht fehlen.