© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 04/16 / 22. Januar 2016

Umwelt
Million für die Million
Jörg Fischer

Schummel bei Autotests, üppige Saläre, Steuerärger – seit zehn Jahren kommt der ADAC nicht aus den Schlagzeilen. Dennoch halten 19 Millionen Mitglieder dem größten Automobilclub die Treue. Der mit etwa einer Million Mitglieder kleinere Konkurrent, der Automobilclub von Deutschland (AvD), kann von den Münchner Skandalen nicht profitieren – was tun? Aus der eigenen Geschichte lernen und sich mit der Staatsmacht verbinden, schließlich hieß man bis 1918 Kaiserlicher Automobilclub. Das Kürzel KAC könnte bleiben – nur das K steht nun für Kanzlerin. „Das Kundeninteresse für Elektrofahrzeuge hat sich 2015 gegenüber dem Vorjahr nicht gesteigert“, klagt der AvD. Sprich: Nur 12.363 Elektroautos wurden voriges Jahr in Deutschland neu angemeldet, die Hälfte davon war auf Firmen zugelassen.

Der AvD ist gegen Kaufpreissubventionen und den Verkehrsraumvorrang für E-Autos.

Das waren zwar 45 Prozent mehr als 2014, doch selbst bei diesem Rekordwachstumstempo würde es zwölf Jahre dauern, bis die von Angela Merkel für 2020 angekündigten eine Million E-Pkws auf deutschen Straßen rollen. AvD-Präsident Ludwig Fürst zu Löwenstein will die drohende Elektroauto-Pleite verhindern, er fordert daher Anreize: einheitliche Stromtankstellen; eine einheitliche Beschilderung der Zufahrt; vergleichbare Darstellung von Ladestrom und -zeit, Energiebedarf, Batteriekapazität und Reichweite an Neu- und Gebrauchtfahrzeugen sowie Sonderabschreibungen für elektrische Firmenwagen. Lobenswert: Der AvD spricht sich gegen Kaufpreissubventionen und gegen den Verkehrsraumvorrang für E-Autos aus. Warum die AvD-Mitglieder – wie 98,3 Prozent aller Pkw-Käufer – weiter auf Benziner und Diesel setzen, deutet Fürst zu Löwenstein immerhin an: E-Autos würden nicht umweltfreundlicher hergestellt und benötigten den gleichen Platz wie herkömmliche Autos – und AvDler wollen gelegentlich auch mal mehr fahren als die statistisch 40 Kilometer pro Tag.