© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 04/16 / 22. Januar 2016

Haltungsnote
Ein Anfang nach 25 Jahren
Christian Rudolf

Die roten Spione der SED kamen nicht aus der Kälte, sondern aus Golm. In dem Kuhkaff bei Potsdam stand die geheime zentrale Lehranstalt der DDR-Staatssicherheit. Hier drillten Tschekisten den Nachwuchs darin, Menschen zu bespitzeln, zu zersetzen, zu unterdrücken und zu foltern. Im Januar 1990 war Schluß, die neugegründete Uni übernahm im Jahr darauf das Gelände. Dann begann das große Schweigen. In den Hörsälen des Haupthauses roch es noch nach dem Fußschweiß der Stasi. Aber keiner wollte reden, niemand was gewußt haben.

Jetzt endlich erinnert ein kleines Denkmal daran, was sich in den Lehrgebäuden während der SED-Diktatur abgespielt hat. Der CDU-Politikerin Saskia Ludwig ist es zu danken. Die brandenburgische Landtagsabgeordnete gab den Anstoß für die Bronzeskulptur und sammelte Spenden. „Hier wurden rund 30.000 Personen vor allem zur Überwachung und Bespitzelung der eigenen Bevölkerung aus- und weitergebildet“, steht auf dem 80 Zentimeter hohen Block an der CampusZufahrt. „Die Studenten sollen auf Spurensuche gehen. Wo anders kann man den Wert von Freiheit und freiem Denken besser erleben und umsetzen als an diesem Ort?“ sagte Ludwig bei der Einweihung am Freitag. Ein Anfang immerhin.