© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 05/16 / 29. Januar 2016

Demonstrationen von Rußlanddeutschen
Sachlich bleiben
Elena Hickman

Ein rußlanddeutsches Mädchen wird in Berlin angeblich von Asylbewerbern entführt und vergewaltigt. Als sich herausstellt, daß die Geschichte so nicht passiert ist, hagelt es Vertuschungsvorwürfe in Richtung der Polizei. 

Sicher: Beim Thema Öffentlichkeitsarbeit haben sich auch manche Sicherheitsbehörden in jüngster Vergangenheit (Stichwort Köln) nicht gerade mit Ruhm bekleckert. Doch daraus den Umkehrschluß zu ziehen, Polizei und Staatsanwaltschaft würden immer vertuschen, ist unzulässig. 

In ganz Deutschland gehen nun viele Rußlanddeutsche auf die Straße, angestachelt auch durch politische Trittbrettfahrer sowie Propaganda aus Moskau. Von dort, wo man sich sonst stets jegliche Einmischung aus dem Westen in die inneren Angelegenheiten strikt verbittet, meldet sich nun sogar der Außenminister zu Wort. 

Natürlich gibt es nichts dagegen einzuwenden, wenn Leute friedlich gegen die aktuelle deutsche Asylpolitik protestieren. Aber die hat nichts mit dem Schicksal der 13jährigen aus Berlin zu tun. In ihrem Fall müssen die Behörden schweigen; nicht um mutmaßliche Täter zu schützen, sondern die Leidtragenden. Auch ein Propagandakrieg fordert Opfer: in diesem Fall eine junge Schülerin. Und die Polizei, die sich schützend vor sie stellt.