© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 05/16 / 29. Januar 2016

Was geht es den Staat an?
Gemeinnützigkeit: Männervereine sollen Frauen aufnehmen
Birgit Kelle

Ausgerechnet die Schützenvereine hatte das Finanzamt Meschede für wenige Tage zum Abschuß freigegeben. Man drohte, ihnen die Gemeinnützigkeit zu entziehen, wenn sie Frauen nicht in ihren Reihen dulden. Nordrhein-Westfalens Finanzminister Norbert Walter-Borjans (SPD) sagte dazu der Westfalenpost: „Frauen die Mitgliedschaft in einem Verein zur Förderung der Pflege von Kultur und Tradition zu verwehren, paßt absolut nicht mehr in eine aufgeklärte Zeit.“ Frauen vor die Tür, das ist ein No-go im gleichstellungswütigen Deutschland.

Gut, nach nur wenigen Tagen machte Finanzminister Walter-Borjans einen Rückzieher. Möglicherweise hat im Ministerium mal jemand nachgedacht. Denn wer Männervereine zwingt, Frauen aufzunehmen, muß es umgekehrt auch bei Frauenvereinen tun. Das hätte sicher nicht nur im Frauenchor und im Damenkegel-Club lustig werden können, sondern auch bei gemeinnützigen Vereinen, die Frauenhäuser betreiben.

Bleibt am Schluß noch die Frage: Was geht es den Staat überhaupt an, in welcher Zusammensetzung Menschen gemeinsam etwas Gutes für die Allgemeinheit tun? Zumal viele Schützen derzeit als Flüchtlingshelfer unterwegs sind und ihre Häuser als Unterkünfte zur Verfügung stellen. Wenn ich nur mit Rothaarigen ein Kinderheim eröffnen will, was geht es den Staat an? Wenn dicke, kleine Männer zusammen kegeln oder ausschließlich schwule Bartträger einen Karnevalsverein gründen wollen, laßt sie doch einfach. Die verheirateten großen Schwarzhaarigen können das ja auch machen.