© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 06/16 / 05. Februar 2016

Aufgeschnappt
Randgruppen im Spiel
Matthias Bäkermann

Das hat im Kinderzimmer noch gefehlt. Stolz präsentierte die dänische Firma Lego auf der Spielwarenmesse in Nürnberg Ende Januar eine Weltpremiere: Mit dem neuen „Set Lego® City Stadtbewohner (60134)“ für 39,99 Euro wird Unternehmensgeschichte geschrieben, da künftig erstmals eine behinderte Legofigur mitspielen darf. Paßgenau sitzt ab Juli 2016 ein Junge (ein weibliches Pendant fehlt derweil leider noch) mit grauem Hoodie und Strickmütze im Rollstuhl, die Aufstecklöcher der Beine lässig nach vorn ausgestreckt. Sicherheitshalber begleitet den Gehbehinderten im Rolli sogar noch ein braun-schwarzer Blindenhund.  

Auf Lob mußte Lego nicht lange warten. „Das ist großartig, danke für die Förderung von Vielfalt!“ twitterte das Internationale Paralympische Komitee jubelnd. „Wir haben echte Tränen in den Augen“, bekannte prompt auch die Behinderteninitiative „Toy like me“ und zeigte sich „sehr, sehr, sehr glücklich“ über Legos neue Spiel­idee. Allerdings hatte die gleiche Gruppe den dänischen Plastikkonzern zuvor immer wieder unter Druck gesetzt, die Randgruppe der Behinderten nicht länger im Sortiment zu diskriminieren. Im April 2015 startete „Toy like me“ sogar eine kämpferische Petition mit zuletzt 20.000 Unterschriften.