© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 06/16 / 05. Februar 2016

Rigide Polizeitaktik erfolgreich
Akademikerball in Wien: Vermummungsverbot verhindert linksextreme Gewaltausbrüche gegen Beamte und Ballbesucher
René-Lysander Scheibe

Schrill schreit die Studentin in ihr Megaphon: „Rassistisch, sexistisch, ekelhaft – das ist die Deutsche Burschenschaft.“ Kurz zuvor hatte der Landessprecher der Wiener Grünen, Joachim Kovacs, den Betreibern der Wiener Hofburg vorgeworfen, den „geschichtsträchtigen Ort zu einem Zentrum des europäischen Rechtsextremismus“ zu machen“. 

Der Zug der rund 5.000 Demonstranten unter Beteiligung der Sozialistischen Linkspartei, der Offensive gegen Rechts und anderer linker Gruppierungen ist unterwegs durch die Wiener Innenstadt. Ein Bild fast wie jedes Jahr in Wien Ende Januar. Denn fast alles, was links und irgendwie gegen die „da oben“ und natürlich antifaschistisch ist, das protestiert seit 2008 gegen den von der FPÖ ausgerichteten Akademikerball, dessen Vorgänger „Ball des Wiener Korporationsringes“ hieß. Vor 2008 fungierte der Wiener Opernball als Anlaß organisierten linken Volkszorns. 

Was ist dieses Jahr anders? Das „Bündnis nowkr“ hat sich nach den Ereignissen von 2014 selbst aufgelöst. Vor zwei Jahren war es im Herzen der Innenstadt zu bürgerkriegsähnlichen Zuständen gekommen, bei denen Linksextreme die Polizei angriffen und Dutzende Sachbeschädigungen begingen. Auch ein Polizeiwachzimmer wurde demoliert, dazu in zwei Straßenzügen fast alle Schaufenster. Einige Täter wurden anschließend  rechtskräftig zu Haftstrafen verurteilt. Nun lancierte „nowkr“ vor dem Ball eine Erklärung. Darin war unter anderem der Gedanke zu lesen, der Ball hätte längst viel mehr Bedeutung für die Linke als für die Burschenschafter und die FPÖ. 

Sperrzone wurde erheblich erweitert 

Dennoch ließ die Polizei, die um die 2.800 Polizisten in den Einsatz schickte,  schon im Vorfeld durchblicken, daß sie Zustände wie in den vergangenen Jahren – vor allem die Vermummung – nicht dulden werde und zeichnete erstmals mit 29 Kamerateams den Verlauf der Demo auf. Hinzu kam eine umfangreiche Sperrzone sowie die Verlegung von Tretgittern an engen Stellen entlang der Strecke, die die Offensive gegen Rechts als „Provokation“ wertete. 

Die Offensive hatte ihre Ziele modifiziert. Es war nicht mehr vom Blockieren anreisender Ballgäste die Rede. Trotzdem berichteten Ballbesucher, daß sie nicht zur Hofburg fahren konnten. Taxen wurden von Polizeiwagen begleitet. 

Im Zuge des Aufzuges kam es zu neun Festnahmen. 14 Polizisten wurden leicht verletzt. „Ein herzliches Danke an die vielen Polizisten, die für Ruhe und Ordnung gesorgt haben“, erklärte Heinz-Christian Strache anschließend. Überhaupt, so der FPÖ-Chef weiter, habe er keinerlei Verständnis dafür, wie rot-grüne Organisationen gegen politisch Andersdenkende vorgingen.