© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 06/16 / 05. Februar 2016

Zeitschriftenkritik: Eigentümlich frei
Liberalismus fordert Herrschaftskritik
Werner Olles

Am Liberalismus gehen die Völker zugrunde“ schrieb Moeller van den Bruck, und Ernst Jünger notierte in seinen Tagebüchern: „Wo der Liberalismus seine äußersten Grenzen erreicht, schließt er den Mördern die Tür auf.“ Doch ist eine Gesellschaft ohne eine gewisse Liberalität kaum denkbar und wohl auch nicht erträglich. Es gilt also, das Spannungsverhältnis zwischen Liberalismus und Liberalität auszuloten. „Echter Liberalismus“, schreibt André F. Lichtschlag dazu im Editorial der aktuellen Ausgabe (Jan./Febr. 2016) der von ihm verantworteten, zehnmal im Jahr erscheinenden Zeitschrift Eigentümlich frei, sei vor allem „eine Haltung, und die fordert Herrschaftskritik, immer“.

Gründe dafür, warum die „ganze öffentliche Meinungswirtschaft so entsetzlich steril“ ist, benennt Thilo Sarrazin. Der ehemalige Berliner Finanzsenator, Bundesbank-Vorstand und Buchautor ist seit dieser Ausgabe neuer ständiger Kolumnist der Zeitschrift. Politiker, Journalisten und politische Kommentare aller Art, schreibt er, wendeten sich „zuerst an die eigene Gefolgschaft (…) nahezu nie an die Andersdenken“.

Eher zwiespältig bei der Verteidigung des Liberalismus und der Ablehnung einer „Kultur des Mißtrauens“ fällt der Beitrag „Wider den ständigen Alarmismus“ des Publizisten Matthias Heitmann aus. Er setzt auf „Vertrauen und Zuversicht“ statt „Skepsis und Mißtrauen“, auf „Freiheitsdrang statt Verbotshysterie“ und „Humanismus statt Misanthropie“. Das hört sich zunächst liebenswert und vernünftig an, doch wenn als Negativbeispiel „die Angst von Konservativen, Rechtsliberalen und selbsterklärten Abendlandverteidigern vor dem Anschwellen der Flüchtlingsströme“ herhalten muß, ist dem Autor energisch zu widersprechen. Es geht nämlich keineswegs um „Haß auf alles Moderne und Menschliche“, um „Zynismus“ oder „noch weitergehende Regulierung“ (Heitmann), sondern schlicht und einfach um die Beziehung von Macht und Kultur, und daß vor allem die islamische Kultur durch Kriegslust und Gewaltbereitschaft gleichsam kulturell codiert ist. Auch Liberale dürfen ruhigen Gewissens einmal Arnold Toynbee, Bernard Lewis oder (noch besser) Samuel Huntington lesen sowie über Geopolitik, Geokultur, die Dynamik des Islam und die Islamisierung und anschließende Afrikanisierung Europas nachdenken.

Taki Theodoracopulos, der Gründer von The American Conservative, kommt in seinem Beitrag über die „Blutspritzer an Brüsseler Spitzen“ dieser Problematik näher, wenn er daran erinnert, daß der „Eurokratenabschaum“ um „Angela und Jean-Claude“ immer „größere Horden zu uns bittet, während es schon längst angefangen hat zu brennen“. Das Europa der offenen Grenzen sei zweifellos „eine internationale Freihandelszone für Terroristen“, schreibt er, und mit Huntington könnte man hinzufügen „weit offen für barbarische Eindringlinge, die aus anderen, jüngeren, kraftvolleren Zivilisationen kommen“.

Kontakt: Lichtschlag Medien und Werbung KG, Schanzenstr. 94, 40549 Düsseldorf. Tel.: 0 211 / 171 868 81. Das Einzelheft kostet 9 Euro, ein Jahresabo 87 Euro.

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