© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 07/16 / 12. Februar 2016

Aufgeschnappt
Herr Obfrau
Matthias Bäkermann

Was die an der Universität Leipzig machen, können wir schon lange, dachten sich wohl die Grünen am Kärtner Wörthersee. Ebenso wie in der Pleißestadt, wo seit 2013 das „generische Femininum“ gilt, also alle Personen in der weiblichen Form („Frau Professor“) benannt werden, verkündeten sie vergangenen Sonntag stolz: „Ab jetzt bezeichnen wir uns als weiblich!“

Vier Tage zuvor hatten die Klagenfurter Grünen im gemeinsamen Plenum beschlossen, „alle Mitglieder in ihrem Statut ab sofort mit der weiblichen Geschlechtsform zu bezeichnen“. Reinhard Schinner, Parteivorsitzender, oder wie es in Österreich heißt Obmann, mutierte dafür kurzerhand zur Obfrau und durfte als solche diese genderpolitische Entscheidung kommentieren. „Der Schnitt ist durchaus und bewußt radikal. Sprache wirkt auf unsere Weltsicht. Wir setzten damit für die weibliche Mehrheit der Bevölkerung ein klares Signal.“ Zudem habe sich der Begriff Landeshauptmann für Frauen etabliert und stoße keinem als absurd auf. In dieser Logik sei eine männliche Parteiobfrau oder eine Herr Stadträtin eben ganz normal. Erleichterungen gibt es zudem für die sieben grünen Mandatsträger für die Stadt Klagenfurt. Die „Gemeinderätinnen“, davon drei Männer, können jetzt auf das Binnen-I verzichten.