© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 07/16 / 12. Februar 2016

Guido Wolf. Der CDU-Spitzenkandidat macht seinem Namen keine Ehre
Der Kuschelwolf
Michael Paulwitz

Guido – wer? Wer Guido Wolf nicht kennt, braucht sich nicht zu genieren, auch viele Badener und Württemberger können mit dem Namen nichts anfangen. Dabei möchte der CDU-Spitzenkandidat am 13. März den Grünen Winfried Kretschmann als Ministerpräsident im Südwesten ablösen. 

Vermutlich wird ihm das gelingen, obwohl die Umfragewerte der CDU sinken und der landesväterlich onkelnde Kretschmann weiter zulegt. Aber da der blaßgesichtigen SPD ein Rekordabsturz droht und die AfD zweistellig werden könnte, reicht es für Grün-Rot wohl nicht.

Guido Wolf scheint’s recht zu sein. Hauptsache regieren, egal mit wem – außer mit dem Gottseibeiuns AfD natürlich, die will er im Landtag „ausgrenzen“. Mit marginalisierten Sozis und einer FDP, die ums Überleben kämpft, bleiben nur die Grünen, denen er deshalb nicht richtig weh tun will. Seiner Kanzlerin und Parteichefin aber auch nicht; Wolfs Kritik am Asylansturm, immerhin Wahlkampfthema Nummer eins, bleibt so merkelfromm, daß ihn der erklärte Merkel-Bewunderer Kretschmann selbst da noch locker übertrifft.

Sein Wappentier ist eben der Kuschelwolf aus Plüsch, den er der Kanzlerin auf dem Parteitag überreicht hat. Selbst das Fernsehduell mit dem grünen Alphatier geriet zur Kuschelrunde. Der Frontalangriff auf die Grünen, die das Schulsystem rasant demontiert haben und das Land gendern wollen, paßt nicht zu Wolfs Wellness-Wahlkampf.

Darüber grummeln ein paar Restkonservative. Doch die CDU-Basis weiß schon, wen sie zum Spitzenkandidaten gemacht hat: einen braven Verwaltungsjuristen, 1961 in Weingarten bei Ravensburg geboren, der schon als OB und Landrat in der Provinz kaum Spuren hinterließ. Einen schwarzen Nomenklaturisten aus der guten alten Zeit, als man die Macht noch gepachtet hatte und keine Inhalte brauchte, nur gute Wahlkreisergebnisse. 

Mit Opposition mußte Wolf sich nie so recht befassen; die Jahre nach dem Regierungsverlust verbrachte er auf dem Thron des Landtagspräsidenten. Fraktionschef wurde er erst vor einem Jahr, nach der Urwahl zum Spitzenkandidaten.

Seither versucht der oberschwäbische Katholik beharrlich, bekannter zu werden. Sein Buch über „Politikergeschwätz“ und eigene Mundartgedichte reichen da nicht. Selbstgemachte Namenswitze als „Wolf im Revier“ taugen wenigstens für Journalistenspott. Die Aussperrung der AfD aus der TV-Elefantenrunde auf Druck der Landesregierung kritisiert er; selbst abzusagen wie Kollegin Julia Klöckner in Rheinland-Pfalz kann er sich aber mit seinem Unbekanntheitsgrad nicht leisten. 

Vielleicht wird das als Ministerpräsident ja besser. Außer natürlich, die CDU stürzt weiter ab und Wolf muß für die Grünen den Juniorpartner machen. Dann kennt ihn wieder keiner.