© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 07/16 / 12. Februar 2016

E.on, RWE und Co. gehen vor die Hunde
Energiewirtschaft am Boden
Ronald Gläser

In Marokko hat ein Solarkraftwerk seine Arbeit aufgenommen. Die Anlage mitten in der Wüste soll 160 Megawatt produzieren. Die Berliner Zeitung sieht in ihr den „weltweiten Siegeszug der Erneuerbaren Energien“ verkörpert. Ein klares Fehlurteil.

Zunächst mal läßt sich feststellen, daß es – wenn überhaupt – sinnvoller ist, in Afrika Solaranlagen zu bauen als auf Reihenhäusern in Neubrandenburg oder Gütersloh. In der Wüste gibt es mehr Sonnenlicht. Aber leider zeigt die Entstehungsgeschichte des marokkanischen Solarfeldes, daß kaufmännische Überlegungen keine große Rolle gespielt haben. Denn: Selbst in Marokko, wo fast optimale Bedingungen herrschen, kann noch kein Solarstrom erzeugt werden, der auf einem freien Markt verkäuflich wäre. Selbst dieser marokkanische Strom muß subventioniert werden. Daher hat sich auch kein Investor gefunden. Das Geld kommt zum Großteil aus dem Ausland. Deutschland kommt alleine für ein Drittel der Baukosten auf. Es investiert in Form von verschenkter Entwicklungshilfe und geliehenen KfW-Krediten 834 Millionen Euro.  

Während deutsches Steuergeld in der Wüste versickert, geht die heimische Energiebranche vor die Hunde. Die Energiewende geht zu ihren Lasten. Die klassischen Stromproduzenten, die mit Kraftwerken Millionen Deutsche jahrzehntelang zuverlässig mit Strom versorgt haben, sind am Ende, weil den Machthabern dieses Geschäftsmodell nicht mehr zeitgemäß erscheint. RWE hat seit 2008 fast 90 Prozent seines Börsenwertes verloren.  E.on steht vor einem Rekordverlust, nachdem der Betrieb allein im November acht Milliarden Euro abschreiben mußte. Bei Vattenfall hat sich der Verlust 2015 auf mehr als zwei Milliarden verdoppelt. RWE und E.on stehen vor der Zerschlagung.

Bruno Bandulet faßte es einmal so zusammen: „Wenn die Politik eine Branche erstmal richtig ruiniert hat, dann kommt die so schnell nicht wieder auf die Beine.“ Oder gar nicht mehr. Den Reibach machen jetzt die Ökostromproduzenten.