© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 08/16 / 19. Februar 2016

Zeitschriftenkritik: Militär & Geschichte
Auf die stärkeren Bataillone kommt es an
Werner Olles

Ist die Anzahl der Truppen im Zusammenspiel mit der geostrategischen Lage eines Landes kriegsentscheidend? Dieser Frage geht Guntram Schulze-Wegener, Herausgeber der zweimonatlich im 14. Jahrgang erscheinenden Zeitschrift Militär & Geschichte (Untertitel: Bilder – Tatsachen –Hintergründe) in seiner Kolumne in der aktuellen Ausgabe (Februar/März 2016) nach. Zwar habe der Militärtheoretiker Carl von Clausewitz formuliert, mit einem Heer „so stark als möglich“ ins Feld zu ziehen, sei das „allgemeinste Prinzip“ des Krieges, aber die Militärgeschichte kenne genügend Beispiele dafür, daß sogar ein schwächerer Gegner den Stärkeren vernichtend schlagen könne. Doch gehörten dazu „überragende Führungsinitiative, Kampftüchtigkeit, überraschende Taktik und Feldherrengeschick bei gleichzeitig erkannten eklatanten Mängeln des Feindes“. Beispiele seien unter anderem Leuthen 1757, Tannenberg 1914, Rumänien 1916, die deutschen „Blitzsiege“ zu Beginn des Zweiten Weltkrieges und die Kesselschlachten im Rußlandfeldzug 1941. Doch gingen diese anfänglichen Triumphe später in Mensch und Material erschöpfenden Endkämpfen wieder verloren, wie der Verlauf des Ersten und Zweiten Weltkrieges beweise, schreibt der Autor. Tatsächlich gehe es darum, wer über die stärkeren Bataillone verfüge und über die günstigere geostrategische Position. 

Im Titelthema „Duell der Erbfeinde“ geht es um die Schlacht von Sedan 1870. Dank überlegener Feuerkraft und Strategie siegten die Deutschen in dieser Entscheidungsschlacht des Deutsch-Ffranzösischen Krieges auf ganzer Linie. Damit stießen sie das Tor zur Reichsgründung auf und bescherten gleichzeitig Frankreich ein Trauma, an dem es schwer zu tragen hatte. Die Franzosen wurden vom verheerenden Artilleriefeuer regelrecht niedergemetzelt, und während in Berlin der Jubel über den Sieg keine Grenzen kannte, wurde im deutschen Kaiserreich ab 1872 der Sedan-Tag als alljährlicher Gedenktag begangen. Als Fest der nationalen Einheit und der preußischen Armee beging man die Sedan-Feiern mit großem Aufwand, bis sie 1919 schließlich eingestellt wurden. 

Ein weiterer Beitrag befaßt sich mit der Schlacht um Budapest 1944/45, die als „zweites Stalingrad“ in die Kriegsgeschichte einging. General der Waffen-SS Karl Pfeffer von Wildenbruch organisierte als Festungskommandant die Verteidigung von Budapest auf persönliche Anweisung Hitlers ohne jede Rücksicht auf Verluste. Allerdings war das Kräfteverhältnis im Vergleich mit der 2. und 3. Ukrainischen Front der Roten Armee, die über weit mehr Divisionen, Panzer, Geschütze und Flugzeuge verfügten, von vornherein sehr ungleich. Im Laufe der Schlacht fiel die Stadt in Trümmer, dennoch wurde weiter um jedes Haus, jede Wohnung, jede Straße und jeden Platz gekämpft. Am Ende war Budapest eine Ruinenlandschaft, in der einhunderttausend deutsche und ungarische Soldaten ihr Leben ließen. 

Kontakt: Militär & Geschichte, Infanteriestraße 11 a, 80797 München. Das Einzelheft kostet 4,20 Euro, ein Jahresabo 23,40 Euro.

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