© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 08/16 / 19. Februar 2016

Leserbriefe

Zu: „Töricht und falsch“ & „Doppeltes Mißgeschick“ von Marcus Schmidt, JF 6/16

Schlußwort „Schnauze Schmidt“

Zwar waren die Ausführungen von Frau Petry nicht unbedingt erforderlich! Allerdings zeigt die Realität, daß die Umfragewerte der AfD stabil geblieben sind (12 Prozent) und sogar fast jeder dritte Deutsche den Schußwaffengebrauch für legitim hält. Doch wie auch immer die AfD sich verhält: Die linken Medien werden immer ein Wort oder einen Gedanken finden, den sie stigmatisieren können! Kleiner Tip an die AfD-Politiker, die ein Interview geben: Altkanzler Helmut Schmidt verfuhr mit penetranten Fragestellern, die auch ein bestimmtes Wort oder einen politisch inkorrekten Sachverhalt herauskitzeln wollten, mit der schlichten Replik: „Ich habe die Frage beantwortet!“ Damit war Ruhe im Karton.

Michael Stein, Eisenach




Das Schweigen der Belemmerten

Ihre Karikatur („Grundkurs für Laien / Schweigen lernen“) stellt das Dilemma der AfD treffend dar. Dem die Klosterpforte öffnenden Mönch steht deutlich ins Gesicht geschrieben: O sancta simplicitas! Marcus Schmidt sagt im nebenstehenden Kommentar zu Recht: Ihr handelt töricht und falsch! 

Welch eine Sinnlosigkeit, sich am Begriff Schußwaffengebrauch „abzuarbeiten“ und dadurch der Hetze der Regierungsparteien und ihrer willfährigen Medien auszusetzen. Es genügt der Hinweis auf Israel, dessen Sicherheit bei uns zur Staatsraison erhoben wurde. Zur Sicherheit dieses souveränen Staates gehört auch, den Schutz seiner Bürger durch Errichtung eines hohen Zaunes zu gewährleisten. 

Zu Recht fordern Sie, die AfD solle drei Jahre nach ihrer Gründung endlich einen professionellen und leistungsfähigen Parteiapparat aufbauen. Dazu gehört die Fertigstellung des Programms. Die Partei könnte sonst rasch verkümmern, denn die Flüchtlingsfrage ist auf Sicht nicht der einzige Acker, der zu bestellen ist. Es warten noch andere ausgedehnte Felder, die die seit dem Millennium Verantwortung tragenden Politiker unzulänglich oder falsch gepflügt haben.

Günter Winkler, Bergisch Gladbach




Im Krieg ist jedes Mittel recht

Liest man den genauen Wortlaut des Interviews Frau Petrys mit dem Mannheimer Morgen, ist eines klar: Der AfD-Vorsitzenden Petry einen Schießbefehl vorzuwerfen ist eine naive Äußerung aus  Unwissenheit beziehungsweise eine wissentlich bösartige Unterstellung zur Verunglimpfung und Radikalisierung des politischen Gegners. Es ist scheinbar zutreffend, daß im Krieg und in der Politik jedes Mittel recht ist, um den Gegner zu erledigen und sei es noch so schmutzig.Aufgrund der Gewaltenteilung in einer Demokratie hat kein Politiker das Recht, einen Schießbefehl zu erteilen, so weit, so klar, oder? 

Als ehemaliger Bundesgrenzschützer im Einsatz zur Grenzsicherung (Paßkontrolle GSE) an der deutschen Grenze empfehle ich allen, die „schießen“ mit „erschießen“ verwechseln, die Dienstanweisung „Schußwaffengebrauch im Grenzgebiet – unmittelbarer Zwang“ einzusehen. Zudem ist ein illegaler, gewaltsamer Grenzübertritt kein Kavaliersdelikt, sondern eine schwerwiegende Straftat, und die Vollzugsbeamten sind verpflichtet, Straftaten zu verhindern.

Sepp Schandl, Velden




Löcherig wie ein Käse

Wenn der Gebrauch von Schußwaffen an unserer Staatsgrenze absolut und in jeder Situation ausgeschlossen ist, dann ist sie löcherig wie ein Käse. Dann bedarf es nur einer größeren Gruppe von Menschen, vielleicht 500 oder auch auch etwas weniger, die sich von keiner Sperre aufhalten lassen, sondern gewaltsam den Übertritt gegenüber einer machtlosen Polizei erzwingen. Was dann?

Dieter Dziobaka, Hamburg


Wie aus der Pistole geschossen

Was sollen die Vorwürfe gegen Frau Petry? Versuchte man – als Urlauber – am Grenzübergang Basel in die Schweiz ein- oder aus der Schweiz auszureisen und widersetzte man sich dabei der zweiten oder dritten Aufforderung eines schweizerischen Grenzpolizisten, das Auto zu parken und auszusteigen, um es durchsuchen zu lassen, dann hätte jener in diesem Moment die Hand an der Dienstwaffe. Führe man, um sich un­krontrolliert seinen Weg in die Schweiz zu bahnen, Grenzbaken um oder drückte aufgestellte Absperrungen nieder, bekäme man unverzüglich Maschinenpistolenfeuer zu hören. Wenn auch zunächst nur in die Luft geschossen würde.

Dieter Luttrup, Hagen




Praxistest von Mexiko aus

Für all diejenigen, die sich über das –zugegebenermaßen gänzlich überflüssige – „Grenzschuß-Zitat“ der AfD-Frontfrau zu sehr aufregen, folgender Vorschlag: Nehmen Sie mit Ihrer Familie im PKW in Mexiko Kurs auf die US-amerikanische Grenze. Der amerikanische Grenzposten nähert sich Ihrem Fahrzeug. Dann geben Sie Vollgas ... und schauen, was passiert – wenn Sie dann noch können.

Helmut Bornhofen, Gummersbach




Auf Fangfragen vorbereiten

Manche Interviews mit AfD-Spitzenpolitikern erinnern mich zuweilen an die Befragungen von Kriegsdienstverweigerern (KDV) durch eine „neutrale“ Kommission. Auch damals gab es Fangfragen so ähnlich wie: „Sie laufen nachts mit ihrer Frau/Freundin durch einen Park, weit und breit keine Polizei, plötzlich bricht eine Horde betrunkener Russen aus dem Gebüsch und wollen ihre Begleiterin vergewaltigen! Sie haben (natürlich) eine Schußwaffe dabei: Na, was machen Sie?“ Das Procedere wurde von Franz Josef Degenhardt in seinem Lied „Befragung eines Kriegsdienstverweigerers“ grandios vertont und könnte so ähnlich bei der Befragung von Frauke Petry durch den Mannheimer Morgen gelaufen sein. Ergebnis des Interviews war logischerweise die Aufforderung vornehmlich der SPD an die Wähler: Spielt nicht mit den Schmuddelkindern von der AfD, ebenfalls frei nach Degenhardt. 

Frau Petry und Frau von Storch sollten sich, wie es ehedem viele KDVler vor der Befragung durch die Kommission getan haben, intensiv auf Interviews und Talkshows vorbereiten oder es gleich ganz sein lassen. Sie schaden durch ihre Ausführungen ganz erheblich der AfD und den einfachen Parteimitgliedern, die täglich in wahrsten Sinne des Wortes dafür ihren Kopf hinhalten müssen! 

Die Befragung durch die Gewissens­prüfungskommission ist, nebenbei bemerkt, zeitlos: „Sie laufen in der Silvesternacht mit Ihrer Frau/Freundin über die Kölner Domplatte, weit und breit keine Polizei usw. usf.“

Werner Linn, Feilbingert




Wie ein Dissident im Stasi-Verhör

Die Redakteure des Mannheimer Morgens haben Frau Petry behandelt, wie zwei Stasi-Vernehmer einen Dissidenten, den man unbedingt zu einer bestimmten Aussage zwingen will. Frau Petry hat in dem Interview mehrmals betont, daß sie jede Gewalt ablehnt. Ihr Hinweis auf die Gesetzeslage nach § 11 des UZwG, nach dem Bundesbehörden bei gewaltsamer Grenzverletzung notfalls auch Waffen gebrauchen können, wird von der politisch-medialen Klasse im übelsten Sinne verdreht: man wirft ihr Schießbefehl-Mentalität vor, zeigt dazu im Fernsehen Frauen mit kleinen Kindern, selbst ein besonders seichter Jeck des Mainzer Karnevals bläst in dieses Horn. Es wären sicherlich nicht Frauen mit Kindern, die unsere Grenzen gewaltsam verletzen würden, sondern gewaltbereite Gruppen, vergleichbar mit dem „Schwarzen Block“ linker Gewalttäter in Deutschland, denen allerdings unsere Vizepräsidentin des Bundestages, Claudia Roth, bedenkenlos hinterherzutrotten pflegt, wie etwa bei der Protestdemo gegen den AfD-Satzungs-Parteitag in Hannover, Ende November 2015.

Erich Drosen, Oberschleißheim




Grüne Hoffnung: Kein Fall Palmer

Auch in Ihrer Berichterstattung über die „Schießbefehl“-Debatte vermisse ich einen Hinweis auf den „Fall Palmer“. Der Grünen-OB von Freiburg hatte schon im Oktober letzten Jahres den Schußwaffengebrauch, im Gegensatz zu Frauke Petry, persönlich befürwortet: „Außengrenzen schließen, notfalls bewaffnet“.

Dies wurde in den „Qualitätsmedien“ nicht so eilfertig verbreitet wie die Äußerungen der AfD-Vorsitzenden, und eine Empörungswelle blieb aus. Was den Grünen erlaubt ist, dürfen ihre politischen Gegner offenbar noch lange nicht: „quod licet Jovi non licet bovi“ nehmen sie für sich in Anspruch. Aber, wie wir jetzt aus dem Spiegel erfahren, ist Frauke Petry gar kein Rindvieh, sondern eine Haßpredigerin.

Karlheinz Sickermann, Berlin




Trennung alternativlos

Die Äußerungen von Frauke Petry und Beatrix von Storch zum Schußwaffengebrauch an Deutschlands Grenzen sind kein „doppeltes Mißgeschick“, sondern – obgleich von der geltenden Rechtslage nicht gedeckt – klare politische Aussagen, getätigt im Ernst und bei vollem Bewußtstein. Jetzt steht die „Alternative für Deutschland“ selbst vor einer klaren Alternative: Entweder sie trennt sich sofort und bedingungslos von den beiden schießwütigen Damen oder sie verliert ihren Anspruch, eine wählbare Alternative zum derzeitigen Parteienspektrum zu sein. Tertium non datur.

Dieter Perthes, Neuwied




Unseriöse Unterstellungen

Den Heuchlern zur Erinnerung, den Geschichtslosen zur Kenntnis, allen Beteiligten zur Besinnung: Die Gleichsetzung der von Frau Petry (AfD) geäußerten Meinung, daß gegen Eindringlinge in unser Land unter Umständen auch – rechtlich abgesichert – mit Schußwaffen vorgegangen werden müsse, mit dem tatsächlich praktizierten Schußwaffengebrauch seitens der DDR gegen Menschen des eigenen Volkes mit sehr vielen Todesopfern, die doch nur etwa von Thüringen nach Bayern wollten, entzieht sich jeder seriösen Betrachtung des Problems. 

Es sind üble Geister in Parteien und öffentlich-rechtlichen Medien, die Frau Petry und ihrer Partei und damit Deutschland – für das sie redlich kämpft – einen Strick drehen wollen. Ich hoffe, daß diesem Gelichter kein denkender Mensch, Hiesiger oder Ausländer, auf den Leim geht. Viele Ausländer haben unser – und inzwischen ihr – Problem längst erkannt und raten von weiterer Zuwanderung dringend ab. 

Die bloße Androhung von Schußwaffen hat noch niemanden beschädigt. Leider – und zu meinem größten Entsetzen und tiefsten Mitgefühl für die Opfer – hat das jahrelange unverantwortliche Einladen von Menschen, die sonst nie gekommen wären und noch leben würden, inzwischen Tausende „Eingeladene“ das Leben gekostet.

Günter Heinz, Mülheim






Zu: „‘Den Dingen auf den Grund gehen’“ im Gespräch mit Christian Althoff, JF 6/16

Indirekte Benennung der Täter

„Die Botschaft hör’ ich wohl, allein mir fehlt der Glaube“, denkt man zuerst, wenn man das Interview gelesen hat. Die armen Journalisten können doch nur schreiben, was ihnen die Polizei verklickert. Offenbar steht die Polizei politisch sehr unter Druck! So wurden in den letzten Jahren in den Polizeiberichten die Vornamen der Missetäter – wie früher üblich – nicht mehr bekanntgegeben, damit nicht mehr auf deren Herkunft zu schließen war. So auch in unserem Lokalblatt. Nun wurde letztes Jahr in zwei Fällen erwähnt, die Beschuldigten seien Deutsche gewesen. Die Polizei weist den Leser damit wohl indirekt auf die Gefährlichkeit der einströmenden Massen hin, da die zahlreichen anderen Delinquenten logischerweise Ausländer gewesen sein müssen.

Dr. Werner Kurz, Rosengarten






Zu: „Kampagne gegen die JF / Der sanfte Druck aus Mainz“ von Dieter Stein, JF 4/16

Angst essen Gegner auf

Ein Hund, der arg bedrängt wird und hinter sich schon die Wand spürt, bekommt Angst und beginnt zu knurren. Dann kann es passieren, daß er in seiner Ausweglosigkeit nach vorn springt und zu beißen versucht. Er wird zum „Angstbeißer“. Vor diesem Hintergrund erschließt sich mir auch der denunziatorische Beitrag von „Report Mainz“. Man beißt um sich, weil man sich angesichts abnehmender Zuschauerzahlen bedroht sieht. 

Das vielgescholtene Wort der „Lügenpresse“ ist leider keineswegs aus der Luft gegriffen, es entspricht bei vielen Bürgern eben ihren wiederholten Erfahrungen. Da mögen diejenigen, die es betrifft, noch so empört sein. Was lange Zeit nur hinter vorgehaltener Hand geäußert wurde, wird heute immer lauter und offener zur Sprache gebracht, ob auf der Straße oder am Telefon. Mit vielen bin ich mir inzwischen einig, daß wir immer häufiger eine „Märchenstunde für Erwachsene“ hören, wenn wir Nachrichten, Magazine und Talkrunden bei ARD und ZDF einschalten. Wie bin ich doch froh, daß ich die junge freiheit enteckt habe! Es tut gut, abseits der vorgeschriebenen Marschrichtung noch Weggefährten zu finden.              

Dr. Winfried Rosowsky, Mönchengladbach