© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 09/16 / 26. Februar 2016

Eskalation in der Türkei
Auf schmalem Grat
Marc Zoellner

Zwei Bombenanschläge erschütterten vergangene Woche das Herz der Türkei. Im Südosten des Landes herrschen teilweise bürgerkriegs-ähnliche Zustände. Und im angrenzenden Armenien stockt Rußland seine Truppenpräsenz auf. Angesichts dessen verwundert es nicht, daß Ankara immer deutlicher nach dem Beistand Washingtons ruft. 

Die Türkei mag kein Stück Europa sein. Sie ist jedoch integraler Bestandteil des transatlantischen Bündnisses, dem sie zu Zeiten des Kalten Kriegs als Speerspitze gegen die Diktaturen des kommunistischen Ostblocks diente; heute wiederum als Prellbock gegen den Terror islamistischer Milizen im Nahen Osten. Es sind historische wie tagesaktuelle Gründe, welche die Nato dazu verpflichten, dem Partner in Zeiten akuter Bedrohung seiner Souveränität sowie der inneren Sicherheit Unterstützung zu gewähren. 

Doch auch Ankara sollte den Bogen dabei nicht überspannen. Das gilt im besonderen, wenn die von Rußland und den Amerikanern ausgehandelte Waffenruhe tatsächlich ab dem Wochenende in Kraft treten sollte. Neben der Türkei sind ebenso die syrischen und irakischen Kurden zum wichtigen Verbündeten des Westens in der Levante avanciert. Die syrischen Kurden wiederum wären gut beraten, ihr Verhältnis zu innertürkischen Extremistengruppen wie der PKK zu klären und sich gegebenenfalls von diesen zu trennen.