© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 09/16 / 26. Februar 2016

„Rechtlich nicht zu beanstanden“
Michael Buback: Der Sohn des 1977 ermordeten Generalbundesanwalts zum „Fall Klar“
Christian Vollradt

Herr Professor Buback, was halten Sie davon, den Mörder Ihres Vaters – der sich diesbezüglich nie reumütig geäußert hat – an einem solch wichtigen Ort unserer parlamentarischen Demokratie beschäftigt (und bezahlt) zu sehen; jenes Symbols des Staates, den die RAF brutal und menschenverachtend vernichten wollte?

Buback: Man sollte vorsichtiger damit sein, Christian Klar als Mörder meines Vaters zu bezeichnen, zumal der Senat des Stuttgarter Oberlandesgerichts 2012 im Urteil gegen Verena Becker die unmittelbaren Karlsruher Täter nicht nennen konnte. Es steht sogar aufgrund der Aufzeichnungen in den „Haag-Mayer-Papieren“, in denen die Aufgabenverteilung für das Karlsruher Attentat bei einem RAF-Treffen beschlossen wurde – und wegen weiterer Hinweise – fest, daß Christian Klar nicht Mitglied des drei Personen umfassenden Kommandos war, das in den Bereich des Karlsruher Tatorts abfahren sollte. Er kann aber durchaus am Nachtatgeschehen beteiligt gewesen sein, indem er die unmittelbaren Täter auf dem Motorrad in einem Fluchtauto außerhalb von Karlsruhe erwartete, und er ist zweifellos zu Recht als Mittäter bei dem Attentat auf Jürgen Ponto verurteilt worden.

Klars Beschäftigung bei einem Bundestagsabgeordneten, über die jetzt viel debattiert wurde, begeistert mich zwar nicht und ich würde mir andere Aktivitäten von ihm wünschen, etwa Auskunft über die Karlsruher Täter zu geben. Diese Anstellung ist rechtlich aber wohl nicht zu beanstanden. Auch frage ich mich, weshalb dieser Vorgang so viel öffentliche Aufmerksamkeit findet, während die Tatsache, daß die in das Karlsruher Attentat involvierte Verena Becker geheime Mitarbeiterin des Verfassungsschutzes war und sie dabei nach Pressemeldungen sogar von staatlicher Stelle bezahlt wurde, keine auch nur annähernd vergleichbare öffentliche Resonanz findet.






Prof. Dr. Michael Buback, geboren 1945, lehrt Technische und Makromolekulare Chemie an der Georg-August-Universität Göttingen. Sein Vater, Generalbundesanwalt Siegfried Buback, wurde 1977 von RAF-Terroristen ermordet. 2008 erschien das Buch „Der zweite Tod meines Vaters“, in dem Buback Teile der Ermittlungsbehörden scharf kritisiert (JF 38/09).