© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 09/16 / 26. Februar 2016

Können Flüchtlinge die deutschen Staatsschulden senken?
Elitäre Illusionen
Jörg Fischer

Während von unseren Nachbarn nur noch Luxemburg Merkels Mantra „Wir schaffen das!“ wiederholt, verbreitet in Deutschland die tonangebende Elite weiter die Mär, die Schutzsuchenden seien die Grundlage für das nächste Wirtschaftswunder. Daher überraschte nicht, daß die Agenturen meldeten: Wenn die Asylbewerber dauerhaft bleiben könnten, hätte dies „spürbare positive Effekte auf die langfristige Entwicklung der öffentlichen Verschuldung“.

Ja, so läßt sich das aus dem „Vierten Bericht zur Tragfähigkeit der öffentlichen Finanzen“ oberflächlich herauslesen. Doch wer sich das ganze Kapitel zu den „Effekten der Zuwanderung“ zu Gemüte führt, dürfte eher mit dem Gegenteil rechnen: Die Auswirkungen des Flüchtlingszustroms seien „schon wegen der Unsicherheiten bezüglich Personenzahl, ihres kulturellen und beruflichen Hintergrunds, Aufenthaltsdauer sowie der Entwicklung der politischen Situation in den Herkunftsländern derzeit nicht belastbar abzuschätzen“, heißt es dort. In allen drei Szenarien wird zudem unterstellt, daß von der „Flüchtlingsmigranten“-Million nach drei Jahren nur noch die Hälfte in Deutschland ist. Wenn sich diese 500.000 „in normalem Ausmaß in den Arbeitsmarkt eingliedern“ und nach zehn Jahren eine mit der „sonstigen Wohnbevölkerung angeglichene Beschäftigungsquote“ aufweisen, könnte sich die Tragfähigkeitslücke um 0,1 Prozentpunkte verringern.

Sollte die Beschäftigungsquote nur zur Hälfte erreicht werden, hätte dies allerdings „in der Konsequenz negative Effekte auf die langfristige Entwicklung der öffentlichen Verschuldung“. Davon ist wohl auszugehen: 2015 betrug die durchschnittliche Beschäftigungsquote in Deutschland 67,3 Prozent – bei Afghanen und Irakern waren es etwa 25 Prozent. Selbst bei den langansässigen Syrern hatten laut offizieller Erwerbsstatistik nur 32 Prozent ein Arbeitsverhältnis.

„Vierter Bericht zur Tragfähigkeit der öffentlichen Finanzen“: www.demografie-portal.de