© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 11/16 / 11. März 2016

Lesereinspruch

Herablassend

Zu: „Frisch gepreßt: Erfindung der Slawen“ (JF 9/16)

Ihre Kritik an Arpad von Nahodyl Neményis Titel „Der Slawen-Mythos“ empfinde ich als herablassend und geringschätzend – und der JF nicht angemessen. Ist es doch seit über hundert Jahren Forschungsstand, daß sich aus der alteuropäisch-indogermanisch überformten Völkergruppe nördlich der Alpen erst um etwa 1100 vor unserer Zeit die Kelten separierten, der Rest sich zu Germanen entwickelte und sich aus letzteren etwa um 300 unserer Zeit die Slawen im Nordosten der „Halbinsel“ Europas abspalteten. Offenbar ist diese Tatsache im heutigen Osteuropa politisch nicht mehr opportun.

Mir ist keinerlei fachlicher Widerspruch zu dieser These bekannt. Im Gegenteil: Eine Einwanderung von Slawen hat noch niemand wissenschaftlich nachgewiesen.

Wie auch, ihre Sprache (die Sprache des Großmährischen Reiches, spätes 6. bis frühes 10. Jahrhundert) und ihre Kultur bauen direkt auf der ihrer germanischen (Bastarnen, Wandalen, Goten, Baiern, Markomannen) und keltischen Vorfahren auf.

Jürgen Ullmann, Wien