© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 11/16 / 11. März 2016

Bentzi Gopstein gilt als der Kopf der immer aggressiveren Christenfeinde in Israel
Der rabiate Rabbi
Günther Deschner

Kurz vor Weihnachten hatte er seine Anhänger zur Brandstiftung an Kirchen in Jerusalem und anderen Städten aufgerufen – wieder einmal. Dem israelischen Rabbiner Ben-Zion „Bentzi“ Gopstein (47) gelten christliche Kirchen als „Todfeinde des jüdischen Volkes – seit Jahrhunderten“. Christliche Feste will er verbieten lassen: „Es ist Zeit, sie aus Israel zu vertreiben.“

Gopstein führt den rechtsextremen Kampfbund „Lehava“ (ein hebräisches Akronym für: „Die Vermischung im heiligen Land verhindern“). Zu seinen Vorbildern gehört der orthodoxe Rabbi Meir Kahane (1932– 1990), der aus den USA nach Israel auswanderte, dort die „Jewish Defense League“ und die extreme jüdisch-nationalistische „Kach“-Bewegung gründete. Seine Ziele waren die Beseitigung der liberalen Demokratie zugunsten einer jüdischen Theokratie, die Vertreibung der Nichtjuden aus Israel und den besetzten Gebieten sowie die Errichtung von „Großisrael“. Kritikern galt er als Vorkämpfer eines „jüdischen Rassismus“.

In Artikeln und Reden nennt Gopstein, der noch rabiatere Schüler Kahanes, Israels Christen „blutsaugende Vampire“. „Ihr habt uns im Exil ermordet“, so sein Vorwurf. Christliche Missionsarbeit nennt er „geistliches Gift“. Im Vergleich dazu sind die Antworten, die man von christlicher Seite auf Gopsteins Breitseiten gibt, von Demut geprägt: Dies seien „unverantwortliche Aussagen“, eine „Schmähung des christlich-jüdischen Dialogs“, kritisierte das Patriarchat von Jerusalem im Namen der Bischöfe im Heiligen Land. Immerhin wurden die israelischen Autoritäten zugleich aufgefordert, „im Interesse aller Bürger solche Ausfälle zu ahnden“.

Gopstein war bereits früher mit ähnlichen Bemerkungen gegenüber Nichtjuden aufgefallen. Es laufen bereits Ermittlungen gegen ihn – die aber nicht seine Christenhetze betreffen, sondern seine Forderung, arabisch-muslimische Knesset-Abgeordnete „einfach aufzuhängen“. Brandattacken gegen Kirchen und Moscheen bezeichnet Gopstein aber weiterhin als „rechtmäßige Versuche, Israel von Götzenkulten zu säubern“. Dabei stehen die Beziehungen zu Christen für die meisten Israelis nicht im Mittelpunkt ihrer Wahrnehmung: Sie machen sich größere Sorgen über die Spannungen mit den Moslems des Landes. 

Seit Monaten nimmt allerdings die öffentliche Kritik an Gopsteins Positionen zu. Nicht nur, daß liberale und linke Medien ihn als „jüdischen Nazi“ titulieren, auch für die offizielle Politik wurde er zum „Fall“. Höhepunkt bislang war eine Anhörung Gopsteins im Innenausschuß der Knesset im Oktober, die im Tumult endete. Linke Abgeordnete bezeichneten ihn dort als „letzten Dreck“, „Vorhaut eines jüdischen Ku-Klux-Klan“ und „Isis-Typen mit Kippa“. Gopstein aber zeigte sich unbeeindruckt. „Ich mache mir Sorgen um Juden, ihr um Terroristen. Ihr arbeitet gegen das israelische Volk!“