© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 11/16 / 11. März 2016

Rückkehr zu den Wurzeln
Hessen: Der Erfolg der AfD bei der Kommunalwahl beschert dem früheren CDU-Bundestagsabgeordneten Martin Hohmann ein politisches Comeback
Marcus Schmidt

Martin Hohmann ist zurück in der Politik. Es ist nicht die große Bühne, wie einst im Bundestag in Bonn und Berlin, dem Hohmann von 1998 bis 2005 angehörte. Künftig wird der frühere CDU-Politiker, der 2003 nach einer von den Medien fälschlicherweise als antisemitisch dargestellten Rede erst aus der Fraktion und dann aus der Partei geschmissen worden war, für die AfD im Kreistag von Fulda sitzen. Hohmann, der von 1984 bis 1998 hauptamtlicher Bürgermeister der Gemeinde Neuhof  bei Fulda war, kehrt damit zu seinen kommunalpolitischen Wurzeln zurück.

Wie landesweit in Hessen, erreichte die AfD bei der Kommunalwahl am vergangenen Sonntag im Kreis Fulda hinter CDU und SPD Platz drei. Doch während der Abstand der AfD (13,2 Prozent) zu CDU (28,2 Prozent) und SPD (28,0 Prozent) landesweit deutlich ausfiel, lag die AfD im Kreis Fulda mit 14,4 Prozent am Dienstag (die Auszählung war bei Redaktionsschluß noch nicht abgeschlossen) nur knapp hinter der SPD (15,1 Prozent), während die CDU das Feld mit großem Abstand mit 46,7 Prozent anführt.

„Mit der Politik hatte ich eigentlich abgeschlossen“, sagte Hohmann, der als AfD-Spitzenkandidat in Fulda angetreten war, nach seiner Wahl in den Kreistag der JUNGEN FREIHEIT. Doch die aktuelle Flüchtlingspolitik und der „Gender-Wahn“ an den Schulen hätten ihn bewogen, seine Entscheidung zu revidieren. Als er im vergangenen Jahr von der AfD gebeten wurde, als Parteiloser für den Kreistag zu kandidieren, willigte er schließlich ein. „Wir werden bohrende Fragen stellen“, kündigte Hohmann für die Arbeit im Kreistag an. Ihn interessiere beispielsweise, welche Kosten durch die Flüchtlingspolitik auf den Kreis zukommen. „Der ganz normale deutsche Steuerzahler muß das nachvollziehen können“, sagte Hohmann. Eine Fundamentalopposition werde die AfD im Kreistag nicht  betreiben. „Wenn es gute Anträge der anderen Parteien  gibt, werden wir uns die anschauen“, kündigte Hohmann an, der demnächst in die AfD eintreten will.

Für seine künftige Partei war die Kommunalwahl nicht nur in Fulda ein Erfolg. Obwohl sie nur in 18 von 426 hessischen Gemeinden angetreten war, bestimmte die AfD die Schlagzeilen und konnte aus dem Stand fast überall zweistellige Ergebnisse einfahren. Die etablierten Parteien mußten im Vergleich zur Wahl 2011 dagegen deutliche Verluste verkraften. Besonders hart traf es die Grünen,  die von 18,3 Prozent auf 11,6 Prozent abstürzten. Die CDU verlor 5,5 Prozentpunkte, die SPD 3,5. Zulegen konnten die FDP von 3,9 Prozent (2011) auf 6,3 Prozent sowie die Linkspartei von 2,7 Prozent auf 3,7 Prozent. Die AfD-Abspaltung Alfa kam auf 0,1 Prozent. Die vom Verbot bedrohte NPD erreichte landesweit 0,3 Prozent der Stimmen, konnte aber einige bemerkenswerte Einzelergebnisse erzielen, darunter 11,2 Prozent in Leun, 10,4 Prozent in Büdingen und 10 Prozent in Altenstadt. Dort war die AfD jeweils nicht angetreten. Die Wahlbeteiligung bei der Kommunalwahl lag bei 48 Prozent (2011: 47,7).

In Frankfurt/Main brachen die Grünen besonders stark ein. Nach Trendergebnissen stürzte die Partei in der Mainmetropole von 25,8 Prozent auf 15,2 Prozent ab. Die AfD erreichte hier 10,3 Prozent, die CDU 24,6 Prozent und die SPD 23,5 Prozent. In Wiesbaden, in der ein Beamter des BKA für die AfD kandidiert hatte, kam die AfD auf 15,9 Prozent und lag damit hinter SPD (24,2) und CDU (23,5) auf Platz drei.

Für Martin Hohmann hielt die Kommunalwahl übrigens noch ein ganz besonderes Ergebnis bereit. Im Kreis Fulda erreichte er mit 39.961 Stimmen die meisten Einzelstimmen aller Bewerber. Auf Platz zwei folgte ausgerechnet der CDU-Politiker Michael Brand (36.287) – Hohmanns Nachfolger im Bundestag.