© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 11/16 / 11. März 2016

Umwelt
Wenzels Wolfsbüro
Bernd Rademacher

Jetzt ist es also passiert! In Niedersachsen haben Wölfe einen Jogger verletzt. Es ist der erste Zwischenfall mit einem Menschen seit der Wiederansiedlung des Wolfes. Zwei Jungwölfe verletzten den Waldläufer im Osten des landwirtschaftlich geprägten Landes leicht an der Hand. Dieser habe sich mit Schreien, Treten und Fuchteln mit einem Ast gewehrt, darauf seien die zwei Jungtiere im Unterholz verschwunden, berichten lokale Medien. Ein Vorfall, zu dem es eigentlich gar nicht hätte kommen können: Was haben die Naturschützer abgewiegelt – Wölfe seien viel zu scheu, sie würden Menschen weiträumig aus dem Weg gehen. Bedenken seien nur „irrationale Ängste“ und „Vorurteile“. Nun ist man schlauer. Das versprochene „professionelle Wolfsmanagement“ durch das mit drei Biologinnen besetzte Wolfsbüro hat hier wohl versagt.

Landwirte erhalten aus Steuermitteln Entschädigungen für gerissene Schafe und Ziegen.

Das Brisante: Der Vorfall in der Wendland-Samtgemeinde Kreis Gartow hat sich schon kurz nach Weihnachten ereignet. Doch erst jetzt bestätigte das niedersächsische Umweltministerium die Medienberichte. „Über jede lockere Schraube in einem Kernkraftwerk“ werde sofort umfassend informiert, aber wenn Wölfe Menschen problematisch nahe kämen, reagiere der grüne Umweltminister Stefan Wenzel nicht, giftete die Opposition. In Niedersachsen leben nach Angaben der Landesjägerschaft aktuell sieben Wolfsrudel, zwei Paare und sechs einzelne Fähen. Das Wolfsrudel auf dem Truppenübungsplatz Munster ist dort seit 2011 heimisch, die Elterntiere stammen aus Sachsen. Ihre Bejagung ist streng verboten; Landwirte erhalten aus Steuermitteln Entschädigungen für gerissene Schafe und Ziegen. Das Rudel hat in der jüngsten Vergangenheit mehrfach eine bedenkliche Nähe zu Menschen gesucht. Wenzels Ministerium für Umwelt und Klimaschutz in Hannover hat die Jäger mit einem „Monitoring“ der Entwicklung betraut. Tja, wenn Grüne nicht mehr weiterwissen …