© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 12/16 / 18. März 2016

Zwischen Reichstag und Kanzleramt
Film ab für die Bundeswehr
Marcus Schmidt

Kampfflugzeuge donnern über den blauen Himmel. Den Jets entsteigen coole Piloten mit Sonnenbrillen, die hübsche Frauen im Sturm erobern. So in etwa könnte in den Augen von Nachwuchswerbern der Bundeswehr der ideale Werbefilm aussehen. Die Botschaft ist klar: Der Militärdienst ist ein großes Abenteuer und macht sexy. In den achtziger Jahren hat es Hollywood mit seiner Fliegerschmonzette „Top Gun“ vorgemacht, wie es geht. Der Film entstand mit freundlicher finanzieller und logistischer Unterstützung der amerikanischen Streitkräfte. 

In Deutschland ist man hiervon weit entfernt. Doch kommt es immer wieder vor, daß auch die Bundeswehr einen Gastauftritt auf der Leinwand oder dem Bildschirm hat. Dieses „Militainment“ paßt nicht allen, wie jetzt eine Kleine Anfrage der Linkspartei zeigt. Die Partei, die einst ihre Soldaten im preußischen Stechschritt durch Ost-Berlin marschieren ließ und sich heute „antimilitaristisch“ geriert, wollte es ganz genau wissen: Unter der Überschrift „Militainment bei der Bundeswehr“ erkundigte sich die Linksfraktion danach, welche Personal- und Sachkosten der Bundeswehr durch die Unterstützung von Film- und Fernsehproduktionen entstanden sind – und was davon erstattet wurde.

Die Stoßrichtung der Anfrage ist leicht zu erahnen. Der Linkspartei ist jegliche Aufmerksamkeit für die Truppe ein Dorn im Auge und ein Beleg für die angebliche „Militarisierung der Gesellschaft“. Regelmäßig erfragt sie daher auch im voraus bei der Bundesregierung die öffentlichen Auftritte der Bundeswehr. Nicht zuletzt, um „Proteste gegen die Militärreklame“ zu ermöglichen. 

Die jetzt vorliegende Antwort der Bundesregierung zum „Militaintment“ dürfte die Linkspartei indes enttäuschen. Die Zahlen sind wenig spektakulär und weit davon entfernt, in die Dimensionen von „Top Gun“ vorzustoßen. So listet die Antwort für das vergangene Jahr die Tatort-Folge „Spielverderber“ als einzige Filmproduktion auf, bei der die Bundeswehr mitgewirkt hat. Dabei entstanden etwa dem Lufttransportgeschwader 63 durch den „Einsatz von 21 Soldaten und einem Zivilbeschäftigten als Komparsen“  Personalkosten in Höhe von 4.596,40 Euro, sowie „Nutzungskosten“ von 1.271,06 Euro. Hinzu kamen „Filmaufnahmen von drei landenden Transall C-160 im Rahmen des Routinedienstbetriebes“, für die die Bundeswehr der Produktionsfirma keine Kosten berechnete. Daneben gibt es Fälle, in denen die Bundeswehr zwar Kosten berechnet, auf die Erstattung jedoch verzichtet. Etwa, weil ein Filmteam in einem Flugzeug mitfliegt, das sowieso geflogen wäre.

Auch wenn diese Zahlen kaum Stoff für einen Skandal bieten. Eines hat die Linkspartei jetzt schriftlich: Uneigennützig geht die Bundeswehr bei der Filmunterstützung nicht vor. „Grundsätzlich werden Medienvorhaben Dritter nur dann unterstützt, wenn das Projekt geeignet erscheint, einer breiten Öffentlichkeit objektive Informationen über die Bundeswehr zu vermitteln und das öffentliche Ansehen oder die Akzeptanz ihres Auftrages zu fördern“, heißt es in der Antwort der Bundesregierung.