© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 12/16 / 18. März 2016

Der größte Salzproduzent K+S muß ProSieben im Dax weichen
Hiobsbotschaften
Thomas Fasbender

K +S-Aktionäre haben es nicht leicht dieser Tage. Das Kaufangebot des kanadischen Konkurrenten Potash von 41 Euro je Aktie im vergangenen Herbst hatte Vorstandschef  Norbert Steiner als „nicht ausreichend“ abgelehnt (JF 36/15). Seither liegt es wie ein Fluch über dem Unternehmen. Die Kalipreise, seit dem Zusammenbruch des russisch-weißrussischen Kalikartells 2013 unter Druck, schrumpfen weiter. Nach einem Gewinnanstieg 2015 auf 495 Millionen Euro gab der Vorstand für 2016 eine Gewinnwarnung heraus. 

Seit Jahresbeginn ermittelt zudem die thüringische Staatsanwaltschaft gegen den Konzern. 14 Mitarbeiter, darunter die Chefs des Vorstands und des Aufsichtsrats, werden ebenso wie zwei Vertreter des Landesbergamts der Gewässerverunreinigung und des unerlaubten Umgangs mit Abfällen beschuldigt. Fast zehn Millionen Kubikmeter Salzabwasser soll K+S von 1999 bis 2007 illegal in den Erdboden eingebracht haben. Die Hiobsbotschaften treiben den Aktienwert nach unten: Im Februar notierte K+S bei 17 Euro, inzwischen sind es knapp über 20 Euro; von einer nachhaltigen Erholung kann keine Rede sein. Zum 21. März steigt das Papier in den M-Dax ab. Wenn ein Unternehmen bei der Marktkapitalisierung hinter Rang 45 zurückfällt, ist es aus mit der Mitgliedschaft im perstigesträchtigen Leitindex Dax. An die Stelle der Kasseler tritt die ProSiebenSat.1 Media SE. Seichte Unterhaltung verdrängt einen der weltweit führenden Düngemittelhersteller – ein Indiz mehr für die Entfremdung des Finanzkapitalismus von der Realökonomie.

Der Vorstand steht derweil zäh zu seiner Strategie. Drei Milliarden Euro wurden seit 2012 in die Kaligrube „Legacy“ im kanadischen Saskatchewan investiert. Das dortige Werk geht ab Ende 2016 mit einer Jahreskapazität von fast drei Millionen Tonnen in Betrieb. K+S wird dann der einzige Kalianbieter sein, der auf zwei Kontinenten produziert. Grund genug für Aktionäre, Verkaufsempfehlungen gegenüber skeptisch zu sein.