© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 12/16 / 18. März 2016

Thalers Streifzüge
Thorsten Thaler

Lange nichts gehört von Benjamin von Stuckrad-Barre. Der einst als Popliterat und für seine Reportagen vielfach gefeierte Autor verschwand irgendwann spurlos vom Radarschirm der öffentlichen Wahrnehmung. Nun ist er wieder aufgetaucht samt einem neuen, bei Kiepenheuer & Witsch erschienenen Buch, „Panikherz“, einem „Krankenbericht“ (Süddeutsche Zeitung) über seine Selbstfindung. Der inzwischen 41jährige Narzißt erzählt darin flott aus seinem Leben, dem frühen Ruhm, von seiner Drogensucht und Bulimie – und seiner Freundschaft zu Udo Lindenberg, der ihn zur Rekonvaleszenz nach Los Angeles begleitete.


Wer viel in der Welt herumkommt, zumal wenn er nicht als Pauschaltourist unterwegs ist, hat bekanntlich viel zu erzählen, und wenn der Globetrotter dann auch noch gut schreiben kann, entstehen so farbenfrohe Reisebücher wie die von Helge Timmerberg. Aufgewachsen in der hessischen Provinz, trampte er bereits als 18jähriger drogenfreudiger Hippie 1970 nach Indien, wo ihm in einem Ashram an den Ausläufern des Himalaja „eine körperlose Stimme“ befahl, Journalist zu werden. Also kehrte er zurück und volontierte bei der Neuen Westfälischen Zeitung in Bielefeld, deren Chefredakteur ihm zum Ende des Volontariats empfahl: „Suchen Sie sich was anderes. (…) Irgendeinen Beruf, der nichts mit Schreiben zu tun hat.“ Glücklicherweise hielt Timmerberg sich nicht an diesen Ratschlag. Geprägt vom Stil des New Journalism eines Hunter S. Thompson und dessen Buch „Angst und Schrecken in Las Vegas“, arbeitete er für eine Vielzahl von Zeitungen und Zeitschriften, vom Stern bis zum Playboy, Tempo, Wiener, Franz-Josef Wagners Bunte, von der Süddeutschen bis zur Zeit. Jetzt hat der Immer-noch-Hippie seine lesenswerte Autobiographie vorgelegt. In „Die rote Olivetti“ (Piper) erzählt er laut dem nicht zu viel versprechenden Untertitel über sein „ziemlich wildes Leben zwischen Bielefeld, Havanna und dem Himalaja“. Timmerbergs Schreibcredo verfängt auch hier: „Stell dir vor, die Leser sind deine Freunde, und du sitzt in ihrer Küche und erzählst ihnen, wie es war.“


Am 1. April kann Rolf Hochhuth seinen 85. Geburtstag feiern. Nun liegt die erste Biographie des politischen Dramatikers und Schriftstellers vor („Hochhuth. Der Störenfried“, J.H.W. Dietz, Bonn). Geschrieben und vergangenen Sonntag im Berliner Ensemble vorgestellt hat sie die Stern-Autorin Birgit Lahann. Sie beginnt ihr Psychogramm höchst aufschlußreich: „Hochhuth am Telefon. Ich grüße Sie. Möchten Sie nicht meine Biographin werden?“