© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 13/16 / 25. März 2016

Mangelnde Stellen, niedrigere Löhne: Exodus israelischer Spitzenforscher in die USA
Vergessene nationale Prioritäten
(wm)

Israelische Wissenschaftler stellen 28,8 Prozent des gesamten ausländischen Lehr- und Forschungspersonals in den USA. Darunter seien, wie Suanne Knaul aus einer Studie des Tel Aviver Taub-Zentrums zitiert (Deutsche Universitäts-Zeitung, 1/2016), führende Wissenschaftler Israels, die in festen Anstellungen an den besten US-Universitäten arbeiten. Mangelnde Stellen, niedrigere Löhne und, im Vergleich mit den Laboren in Europa und den USA, schlechtere Forschungsbedingungen an den Hochschulen des jüdischen Staates hätten zu dem Exodus geführt. Offenbar vergaß Tel Aviv seit Jahren, der Wissenschaft als Basis des Wohlstandes und der Sicherheit des Landes „nationale Priorität“ einzuräumen. Auch die deutsch-israelische Wissenschaftskooperation, die unter der Federführung der Max-Planck-Gesellschaft auf eine fast sechzigjährige Tradition zurückblickt, kann den „Brain drain“ nicht stoppen, aber, wie Knaul berichtet, zumindest verlangsamen. Insgesamt bestehen mehr als 180 Kooperationen deutscher und israelischer Universitäten, und 6,5 Millionen Euro aus dem Etat des Bundesforschungsministeriums fließen jährlich in Projekte und Stipendien. Ohne diese Unterstützung hätten etwa Spitzenforscher vom Weizmann-Institut, wie sich der dort tätige Veterinärmediziner Nahum Y. Shpigel vernehmen läßt, „schon lange aufgeben müssen“. 


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