Immer wieder verblüffend ist, daß Menschen, die durch die schwere, entbehrungsreiche Kriegszeit gegangen sind, späterhin ein biblisches Alter erreichen. So durfte vergangenen Freitag ein bemerkenswerter Mann seinen 103. Geburtstag feiern: Reinhard Hardegen ist der älteste noch lebende U-Boot-Kommandant der Kriegsmarine. Im Kreise vieler Gäste und im Geiste noch voll da, hob er das Glas und gab im eigenen Hause Schwänke und Anekdoten aus einem Jahrhundertleben zum besten. 

In Bremen geboren, trat er mit zwanzig in die Reichsmarine ein, kam auf die „Gorch Fock“. Als U-Boot-Kommandant versenkte er auf Feindfahrten insgesamt 22 Schiffe mit 118.314 Bruttoregistertonnen, für die Operation „Paukenschlag“ vor der amerikanischen Küste Anfang 1942 erhielt der Haudegen das Ritterkreuz, drei Monate später noch das Eichenlaub dazu. Nach Kriegsgefangenschaft blieb der vierfache Vater an Land, gründete die Bremer CDU mit: „Wir waren der Meinung, daß es zu viele Sozis in Bremen gibt, und wollten das ändern.“ Mit weniger Erfolg freilich als sein Wirken auf See. Nach zwanzig Jahren Bürgerschaftsarbeit unternahm er mit über 70 noch ausgedehnte Weltreisen, umrundete Australien, durchquerte die Nordwestpassage. Ahoi, alter Seebär!