© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 14/16 / 01. April 2016

Zeitschriftenkritik: Lebenszeichen
Ungeborenes Leben retten
Werner Olles

Es gibt Bürger, die nicht darauf warten, daß andere etwas tun, sondern selbst aktiv werden. Solch ein Mensch ist der Landwirt Josef Müller aus Pülfringen nahe Tauberbischofsheim. Der gläubige Katholik sah mit großer Sorge, wie sich in den 1970er Jahren in der Bundesrepublik eine Liberalisierung der Abtreibung durchzusetzen begann. 1983 gründete er daher die Bewegung „Rettet das ungeborene Leben“. In den folgenden Jahren organisierte er zahlreiche Veranstaltungen und Aktionen, die zum Teil großes bundesweites Echo hervorriefen.

In der aktuellen Ausgabe (Nr. 110, Frühling 2016) von Lebenszeichen, der vierteljährlich erscheinenden Zeitschrift der Aktion Lebensrecht für Alle e.V. (ALfA) würdigt Alexandra Maria Linder den tapferen Streiter für den Lebensschutz, der am 11. Dezember 2015 im Kreise seiner großen Familie seinen 90. Geburtstag feiern durfte. 1987/88 sammelte Josef Müller 355.000 Unterschriften gegen die Kassenfinanzierung der Abtreibung, 1995 initiierte er eine große Plakataktion „Kultur des Lebens – Kultur des Todes“ gegen die Einführung der Fristenregelung, und 1999 startete eine Kampagne zur Verhinderung der Abtreibungspille RU 486. Über eine halbe Million unterschriebene Postkarten gingen daraufhin im Bundeskanzleramt ein. Höhepunkt seiner Aktivitäten war eine Pro-Life-Kundgebung auf dem Bonner Münsterplatz im Juli 1986, auf der Mutter Teresa sprach. Auch später noch organisierte er Pilgerfahrten nach Rom, Infostände auf Katholikentagen und Bitt- und Sühneprozessionen, unter anderem mit Kardinal Meisner in Köln. Inzwischen fusionierte die von ihm gegründete Bewegung mit der Aktion Lebensrecht für Alle.

In ihrem Editorial erinnert Claudia Kaminski, Bundesvorsitzende der ALfA, noch einmal an die am 21. Januar 2016 verstorbene Johanna Gräfin von Westphalen, die Großnichte des „Löwen von Münster“, des seligen Clemens Kardinal von Galen und Vorsitzende der Stiftung „Ja zum Leben“, die ihr gesamtes Wirken „unermüdlich und unerschrocken für den Schutz des menschlichen Lebens einsetzte“. 

Erfreulich ist, daß der Protest gegen die von Friedrich Stapf geleitete größte Abtreibungspraxis in Baden-Württemberg Früchte getragen hat. Nach dem Ende seines Mietvertrags suchte dieser einen neuen Vermieter, doch der bekannte Lebensrechtler Günter Annen rief mit Erfolg zu einer Protestaktion auf, der zahlreiche Mitglieder und Aktivisten der ALfA, der Christdemokraten für das Leben und der AfD folgten, die sich mit brennenden Kerzen und Plakaten vor dem Stuttgarter Rathaus versammelten. Zwar versuchten ein paar gewaltbereite Linksextremisten die Aktion zu stören, konnten aber nicht durchdringen. Inzwischen haben andere Kliniken angekündigt, die Abtreibungen, die Stapf in Stuttgart nicht mehr vornehmen kann, zu übernehmen, doch ist dagegen bereits weiterer Protest geplant. Insgesamt ein gutes Zeichen, daß auch Lebensschützer in der Lage sind, erfolgreich Druck auszuüben.

Kontakt: Aktion Lebensrecht für Alle (ALfA) e.V, Ottmarsgäßchen 8. 86152 Augsburg, Telefon: 08 21 / 51 20 31

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