© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 14/16 / 01. April 2016

Ein Generationenprojekt für die Wildkatze
Wanderkorridore sollen Deutschlands isolierte Waldgebiete wieder verbinden / Privater Einsatz unabdingbar
Dieter Menke

Aus ihren mittel- und südwestdeutschen Waldlebensräumen war die Europäische Wildkatze (Felis silvestris silvestris) nie ganz verschwunden. Auch deshalb animierte das auf der Roten Liste als gefährdet eingestufte Raubtier nicht zu jenem öffentlichen Engagement, das prominente „Rückkehrer“ wie Luchs, Wolf oder Biber zuteil geworden ist. Mit der Folge, daß der Erhaltungszustand des scheuen Jägers im amtlichen „Bericht zur Lage der Natur in Deutschland“ als „ungünstig-unzureichend“ gilt.

Damit dieser Rückgang des Bestandes nicht zum Aussterben führt, rief der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) in Thüringen ein „Rettungsnetz für die Wildkatze“ ins Leben, das darauf abzielt, die isolierten Waldgebiete Deutschlands durch Pflanzung von Wanderkorridoren wieder miteinander zu verbinden. Die Korridore sollen auch anderen seltenen Arten wie Luchs, Baummarder, Haselmaus oder Bechsteinfledermaus zugute kommen.

Der erste, 1.200 Meter lang, 50 Meter breit und mit 20.000 Bäumen und Büschen bepflanzt, entstand zwischen 2007 und 2014, um die Wälder des Höhenrückens Hainich mit dem Thüringer Wald zu verbinden. Derzeit schafft ein vom Freistaat Thüringen gefördertes Projekt weitere Korridore im Gebiet um den Kyffhäuser sowie im Greiz-Werdauer Wald. Für die über die „Raumnutzung des Seeadlers“ promovierte Zoologin Friederike Scholz, die das Rettungsnetz beim BUND betreut, ist die Umsetzung des länderübergreifenden, 20.000 Kilometer umfassenden Biotopverbunds in Umfang und zeitlicher Dimension nicht weniger als ein „Generationenprojekt“.

Unternehmen „Wildkatzensprung“

Dabei seien Naturschützer nicht allein auf die Kooperation der Behörden angewiesen, in deren Händen Landesentwicklung und Raumplanung lägen. Unverzichtbar sei, durch intensive Öffentlichkeitsarbeit Flächeneigentümer und Lokalpolitiker von diesem Biotopverbund zu überzeugen und zugleich ein Freiwilligennetzwerk aufzubauen.

Habe man bisher auf Bundesebene, bei der Umsetzung des „Grünbrückenprogramms“, das ebenfalls die Landschaftszerschneidung kompensieren soll, wenig ermutigende Erfahrungen gemacht, gebe das 2012 in Thüringen, Hessen, Baden-Württemberg, Nieder­sachsen und Rheinland-Pfalz begonnene Unternehmen „Wildkatzensprung“ Anlaß zur Hoffnung. Denn dafür hätten sich schon tausend Freiwillige für die Korridorpflanzungen gewinnen lassen.

Zeitschrift „Naturschutz und Landschaftsplanung“ (8-9/15): www.nul-online.de