© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 15/16 / 08. April 2016

Zeitschriftenkritik: 20th Century Wars
Hundert Stunden Fußballkrieg
Werner Olles

Das 20. Jahrhundert war ein Jahrhundert der Kriege, Vertreibungen und Massenmorde. Nicht nur Militärhistoriker forschen über bedeutende Schlachten, ihre Ursachen, Verläufe und Folgen. Auch immer mehr Magazine und Zeitschriften beschäftigen sich aus militärgeschichtlicher Sicht mit den Kriegen des 20. Jahrhunderts. Dazu zählt auch 20th Century Wars, ein in Zagreb hergestelltes und zweimonatlich in deutscher Sprache in einem Umfang von etwa 100 Seiten erscheinendes „Magazin für Militärgeschichte“. Nachdem die erste Ausgabe sich vornehmlich mit der Schlacht um Stalingrad befaßte, beleuchtet das aktuelle Heft neben dem Krieg in der Arktis und den Operationen der 6. SS-Gebirgsdivision „Nord“ in Finnland und Norwegen den sogenannten 100-Stunden-Fußballkrieg zwischen El Salavador und Honduras 1969 sowie die erste Schlacht um Flandern im Herbst 1914.

Eher skurril mutet der kurze bewaffnete Konflikt an, der im Juli 1969 zwischen El Salvador und Honduras ausbrach und die ganze Welt überraschte. Zu diesem Krieg kam es wegen einer Reihe von Unruhen während und nach den Qualifikationsspielen zur Fußballweltmeisterschaft. Geführt wurde er mit Luftschlägen und Bodentruppen; sein Ende fand er, als beiden Seiten das Geld für die weitere Kriegsführung ausging. Trotz dieser Besonderheiten blieb der Konflikt ungenügend erforscht, auch nicht im Rahmen der globalen Historiographie. Beide Länder unterhielten bis dahin freundschaftliche Beziehungen, ganz abgesehen von ihren geographischen, historischen, kulturellen, sprachlichen und ethnischen Verbundenheiten. Glücklicherweise endete der kurze, aber blutige Konflikt bereits nach gut hundert Stunden, doch zur Unterzeichnung eines Friedensvertrags kam es erst 1980, elf Jahre nach Beendigung des „Fußballkrieges“. In El Salvador brach anschließend – auch als Folge des Konflikts mit Honduras –, einer der grausamsten und opferreichsten Bürgerkriege Mittelamerikas aus.

Über „Das Chaos von Flandern“, als der deutsche Feldzug Ende 1914 am kleinen belgischen Fluß Yser aufgehalten wurde, berichtet ein weiterer Beitrag. Der als schnelle Offensive geplante Westfeldzug, der das Gros der französischen Armee nach einem Durchmarsch durch die neutralen Staaten Belgien und Luxemburg an der Flanke aufhalten sollte, kam an der Marne und an der Yser zum Stehen. Für die deutschen Strategen war die Überquerung der Flüsse zwar keine große Herausforderung, doch wegen einer Reihe von Unterlassungen wurde sie schließlich zum totalen Fiasko und Flandern zum Schauplatz eines qualvollen Grabenkrieges. Fast ebenso dramatisch verlief der Krieg am arktischen Polarkreis, als die 6. SS-Gebirgsdivision „Nord“ am 18. Juni 1941 ihre Ausgangsstellungen für den Angriff im Westen der finnischen Stadt Salla besetzte, die seit dem sowjetisch-finnischen „Winterkrieg“ von der Roten Armee kontrolliert wurde.

Kontakt: Partner Medienservices, Julius-Hölder-Str. 47, 70597 Stuttgart. Telefon: 07 11 / 72 52-441. Das Einzelheft kostet 5 Euro. 

 www.20thcenturywars.de