© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 15/16 / 08. April 2016

CD-Kritik: Hartmanns
Zeitlos höflich
Sebastian Hennig

Die vierköpfige Space-Rock-Band Hartmanns aus Dresden hat nach „Worldroom“ (2011) kürzlich ihr zweites Album vorgelegt. Der Titelsong „Space“ ist eine Verheißung dessen, was der deutsche Rock der siebziger Jahre hätte werden können, wenn Eleganz und Ehrgeiz zueinander gefunden und sich Grobschnitt mit Giorgio Moroder verbunden hätte. Die sture Poesie der Vocoder-Stimme und der schleifenartig treibende Rhythmus sind von zeitloser Höflichkeit. Die Gitarre schraubt sich in klirrenden Figuren um den wummernden Baß, wie der Efeu um die Eiche, begleitet von federnden Trommeln neben schwirrenden Becken.

Das ist gleichermaßen simpel und subtil, ganz wie es sich für gute Popmusik gehört. Das erste Album hatte noch etwas unerlöst Glühendes, jetzt ist der Brand entfesselt, und die Flamme leuchtet ohne Rauch. Der Klang ist luftig gelöst. Eine ganze Batterie von Effekten läßt die Gitarren zuweilen wie Orgeln wallen. Doch die Effekte verselbständigen sich nie solistisch. Alle Ornamente bleiben in den Teppich eingewebt. Der erhält sich vom ersten bis zum letzten Ton in einem gewichtigen Schweben. Die Musik ist konventionell, ohne zu langweilen. Die Songtitel treiben ihre Scherzen mit der Banalität des Genres: „lovley grey mouse“ und „jehovas dreamgirl“ werden besungen vom ungerührten elektrischen Sprachverfremder.

Hartmanns  Space Hartmanns, Dresden  www.hartmanns.hm