© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 15/16 / 08. April 2016

Frisch gepresst

Mütter. In ihrem Buch „Die Abschaffung der Mutter“ stimmen Alina Bronsky und Denise Wilk in die oft gehörte Klage ein, daß die „moderne Familie“ immer mehr zu Lasten der Frauen geht. Oder besser gesagt: der Mütter. Denn diese seien „kontrolliert, manipuliert und abkassiert“, wie der Untertitel anklagt. Sie beanstanden ein Klischeebild, welches sich im Laufe der Jahre verändert hat und Frauen das „Muttersein“ inzwischen fast schon austreibt: „Das Kinderkriegen ist eine akademische Disziplin geworden“, schreiben die einschlägig erfahrenen Autorinnen – beide haben zusammen zehn leibliche Kinder.Es ließe sich allerdings darüber streiten, ob ihre seitenlangen Erörterungen über Hausgeburten oder Stillen nicht selbst ihren Beitrag zu dieser „Akademisierung“ leisten. Bronsky und Wilk sind für ihre Thesen bereits in den Fokus der Kritik von Feministinnen geraten, obwohl sie nicht nur die gesellschaftliche Rolle und die mangelnde Wertschätzung der Mutterarbeit beklagen, sondern auch den „pränatalen Overkill“ bejammern, der jede Schwangerschaft zum medizinischen Hürdenlauf werden läßt. (eh) 

Alina Bronsky, Denise Wilk: Die Abschaffung der Mutter. Kontrolliert, manipuliert und abkassiert – warum es so nicht weitergehen darf. DVA, München 2016, gebunden, 256 Seiten, 17,99 Euro





Väter. In den Achtzigern war ein Buch mit dem vielsagenden Titel „My Mother, My Self“ ein Bestseller. Zwischenzeitlich hat der Feminismus seinen Nimbus verloren, wir haben die mitunter skurrile Männerrechtsbewegung gesehen, hat das „entehrte Geschlecht“ (Ralf Bönt) über seine unsicher gewordene Stellung zu Frau und Familie reflektiert. Die spannend zu lesende Arbeit des Psychologen Victor Chu endet mit den Worten „My Father, My Self“ und setzt den Blickwechsel hin zum Mann und dessen Qualitäten innerhalb des Systems Familie fort. Das sehr persönliche Buch des Arztes, der selbst vierfacher Vater ist, ermuntert Väter eindringlich, sich ihren Kindern intensiv zu widmen und die Zeit mit ihnen nicht nebenbei verstreichen zu lassen. Sie kommt nie wieder. Der vielleicht schönste Gesichtspunkt dieses vieldimensionalen Plädoyers für die Familie und das Zusammenbleiben der Eltern lautet: Im Blick des liebenden, anwesenden Vaters erst findet ein Kind zu sich selbst. (ru)

Victor Chu: Vaterliebe. Verlag Klett-Cotta, Stuttgart 2016, gebunden, 300 Seiten, 22,95 Euro