© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 15/16 / 08. April 2016

Meldungen

Unterschätzte Bestäuber: Falter, Fliegen und Käfer

HEIDELBERG. Sollte eine heimtückische Krankheit alle 20.000 Wildbienenspezies und alle Honigbienen vernichten, könnten andere Insektengruppen Nutzpflanzen zumindest teilweise weiterhin bestäuben und die Menschheit vor dem Hungertod bewahren. So lautet das vom Gießener Agrarökologen Frank Jauker präsentierte Fazit einer weltweiten Studie, die erstmals den Anteil von „Nicht-Bienen“ bei der Bestäubung der 20 wichtigsten Kulturpflanzen berechnete. Schmetterlinge, Fliegen, Ameisen oder Käfer waren für 40 Prozent der Blütenbesuche verantwortlich, bei manchen Pflanzen wie Mango, Kirsche oder Möhre sogar für bis zu 80 Prozent. Ihre bislang unterschätzte Bedeutung sollte die Aufmerksamkeit in der drohenden „Bestäuberkrise“ daher auch auf die Erforschung und den Schutz dieser Arten lenken (Spektrum der Wissenschaft, 4/16). (dm)

 pnas.org





Deutsche Waschbären haben mehr Ahnen

TRIER. Angeblich geht die Ausbreitung des nordamerikanischen Waschbären auf eine 1934 von Hermann Göring als Reichsjägermeister genehmigte Aussetzung von zwei Pärchen am hessischen Edersee und einigen 1945 aus einer brandenburgischen Pelztierfarm entwichenen Exemplaren zurück. Demnach würde die aktuelle deutsche Population von einer Million Tieren auf wenige „Urfamilien“ zurückgehen. Doch das ist nur eine Legende, wie Marietta Fischer anhand populationsgenetischer Analysen von 407 Waschbären nachgewiesen hat. Die Trierer Biogeographin konnte nicht nur nachweisen, daß der Ausbreitungserfolg auf einer höheren Zahl von „Gründertieren“ beruht. Sie belegte auch eine zunehmende Vermischung anfangs getrennter Populationen, was die genetische Vielfalt erhöhte, die zum Schlüsselfaktor der Waschbäreninvasion  geworden sei (Unijournal Trier, 2/15). (rs)

 uni-trier.de





Uneinheitliche Prozesse bei der Gletscherschmelze

MÜNCHEN. Seit den 1980er Jahren erhöht sich alpenweit die Lufttemperatur. Doch weder die Klimaentwicklung noch die Gletscherschmelze verlaufe einheitlich, wie Wilfried Hagg (LMU München) feststellt. Um Gletscherschwankungen und deren Klimaursachen zu erforschen, konzentriert sich der Geograph im Rahmen eines Heisenberg-Projekts auf wenig beachtete kleine Gletscher. Der relative Anteil dieser „Individualisten im Überlebenskampf gegen den Klimawandel“ habe sich in Tirol erstaunlicherweise kontinuierlich erhöht. Meßdaten, die aber nicht die Prognose korrigieren, der zufolge die bestehenden Gletschereisvorräte in den Alpen nur bis 2080 überdauern würden (Forschung, 4/15). (ck)

 dfg.de/





Erkenntnis

„Umweltschutzprodukte und -technologien ’Made in Germany‘ sind in allen Weltregionen und über alle Bereiche hinweg gefragt. Und die Nachfrage wächst, vor allem in Schwellenländern.“

Maria Krautzberger, Präsidentin des Umweltbundesamtes (UBA)