© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 16/16 / 15. April 2016

Lesereinspruch

Sehr einseitig

Zu: „Hinfahren! Anschauen!“ von Christoph Brumme (JF14/16)

Ihr seid die „Wochenzeitung für Debatte“! Solche lebt vom Widerstreit der Meinungen. Ich finde es einerseits großartig, daß jemand zu Wort kommt, der Land und Leute buchstäblich „erfahren“ hat, der russischen Sprache mächtig ist und den Versuch unternimmt, uns „Rußlandverstehern“ sein Bild von der Lage in der Ukraine nahezubringen. 

Leider ist das Ergebnis sehr einseitig. Einzelne Fauxpas russischer Propaganda zur Diskreditierung Rußlands als Ganzem zu benutzen, erscheint gewagt. Als gäbe es das nicht auch in der Ukraine. Wo bleiben die Korruption, die Vetternwirtschaft und das Mißmanagement in der Ukraine, eines am Tropf der EU und der USA hängenden Staatsgebildes? Denkbar ungeschickt ist auch die Behauptung, „Tausende Tatsachen“ sprächen gegen die These von der Einkreisung Rußlands durch die Nato. Ich lebte fünf Jahre in Moskau und befürworte beileibe nicht alle Aspekte der russischen Politik. Doch  jeder Interessierte fände wohl genug Gegenbeispiele für seinen Standpunkt – für eine lebendige Debatte eben! Auch dafür bin ich der JUNGEN FREIHEIT jede Woche aufs neue dankbar!

Jürgen Werth, Erfurt