© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 16/16 / 15. April 2016

Kulturbund à la DDR statt Pommern-Forschung
Schweriner Geschichtspolitik
(ob)

Bundesdeutsche Forschungen zur jüngeren Geschichte der preußischen Ostprovinzen haben zunehmend Seltenheitswert. So erstaunt es nicht, wenn der Leipziger Historiker Haik Thomas Porada in seiner Besprechung des ersten Bandes einer monumentalen Untersuchung zur Geschichte der Stettiner Vulcan-Werft (Baltische Studien 101, 2015) rätselt: „Gibt es zu zentralen Fragen der pommerschen Landesgeschichte noch eine akademische Forschung, oder sind wir künftig ausschließlich auf das Engagement von Privatgelehrten“ – wie Manfred Höft, dem Verfasser der Vulcan-Geschichte – „angewiesen?“ Die Wissenschaftspolitik der rot-schwarzen Schweriner Landesregierung hat diese Frage durch finanzielle Austrocknung der für ganz Pommern noch verbliebenen zuständigen Institutionen jedenfalls längst entschieden. Jüngstes Beispiel ihrer banausischen Amnesie-Förderung sei, wie Ludwig Biewer, der Vorsitzende der Gesellschaft für Pommersche Geschichte, Altertumskunde und Kunst, berichtet, die Gründung eines Dachverbandes für alle Heimatvereine Mecklenburg-Vorpommerns. Diese „Wiederbelebung des ‘Kulturbundes’ der DDR“ ignoriere aber vorpommersche Vereine und habe auch Biewer als Vertreter der 190 Jahre alten Geschichtsgesellschaft demonstrativ nicht zu ihren Treffen eingeladen. 


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