© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 16/16 / 15. April 2016

Frisch gepresst

Flakhelfer. Der von Günter Maschke geprägte Begriff der „Flakhelfer“ bezeichnet jene Jahrgänge ab 1928, die vor Kriegsende nicht mehr zur Wehrmacht, sondern nur an der Heimatfront oder zur Luftabwehr eingezogen wurden. Was nicht heißt, daß sie das Grauen des Krieges nicht in voller Härte traf. Vielen erging es jedenfalls wie dem 1928 geborenen Cottbusser Fleischersohn Dieter Max, der im April 1945 mit 240 Jungen seiner HJ-Kompanie zum Fronteinsatz kam, den nur zehn von ihnen überlebten. Seit diesen Tagen schien Max’ individuelles Schicksal eng mit der deutschen Geschichte verknüpft zu sein, denn bald nach Kriegsende ist er in der kirchlichen Jugend in der Sowjetzone aktiv und gerät schließlich in Stasi-Haft. Trotzdem bleibt er in der DDR, arbeitet als Pfarrer, betreut als Gefängnisseelsorger jahrzehntelang Regimegegner. Seine „staatsfeindlichen“ Lebenserinnerungen, die turbulente Zeit von 1945 bis zum 17. Juni 1953 umfassend, versteckt der kurz nach dem Mauerfall verstorbene Theologe an einem geheimen Ort. Sein Sohn Dieter Max hat dieses wichtige Zeitdokument aus den Aufbaujahren im „Arbeiter- und Bauernparadies“ nun veröffentlicht. (dg)

Dieter Max: Ein Licht in dunkler Zeit. Niederlausitzer Verlag, Guben 2015, gebunden, 196 Seiten, Abbildungen, 19,95 Euro





Dostojewski. Unter dem Pseudonym E. K. Rahsin übersetzte die Livländerin Elisabeth („Less“) Kaer-rick von 1906 bis 1919 die von ihrem Schwager Arthur Moeller van den Bruck herausgegebene Ausgabe der Werke Fjodor Dostojewskis. Diese 22 Bände trugen erheblich dazu bei, das deutschnationale, konservativ-revolutionäre Rußlandbild der Zwischenkriegszeit zu formen. Mit guten Gründen glaubt Martin Bertleff daher, der vom utopischen Sozialisten zum Slawophilen und russischen Imperialisten gewandelte Autor, Inspirator „eurasischer“ Ideologen, könne, ungeachtet seiner vielfach widerlegten Zeitdiagnosen, als „Seelenkenner und Russe“ auch dem, „der heute über Rußland nachdenkt, von einigem Nutzen sein“. Er wählte daher aus dem von Kaerrick übersetzten Band „Politische Schriften“ wichtige Essays aus und ergänzte sie um Texte aus dem „Tagebuch eines Schriftstellers“, das Alexander Eliasberg, ein Freund des von Dostojewski in den Bann geschlagenen Thomas Mann, zwischen 1921 und 1923 edierte. (wm)

Fjodor M. Dostojewski: Rußland und die Welt. Politische Schriften. Karolinger Verlag, Wien/Leipzig 2015, gebunden, 212 Seiten, 23 Euro