© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 17/16 / 22. April 2016

Umwelt
Verkannter Rohstoff
Christian Baumann

Für Angela Merkel hat „Nachhaltigkeit und generationenübergreifendes Handeln“ Tradition in Deutschland, da wir das Land seien, in dem die nachhaltige Forstwirtschaft erfunden wurde. Ja, da muß man der Kanzlerin ausnahmslos beipflichten, ein Baum wächst länger als ein Menschenleben, bis sein Holz vielfältig genutzt werden kann. Bis dahin hat er CO2 verbraucht und Sauerstoff produziert. Auch die Nutzung des Holzes ist nachhaltig: Eine entsprechende Pflege vorausgesetzt, kann ein Wohnzimmerschrank Generationen erfreuen. Holz ist ein ökologisch-effizienter Baustoff und ein praktikabler Werkstoff für zahlreiche Gebrauchsutensilien. Wird Holz zur Gewinnung von Wärme und Strom verfeuert, schließt sich der natürliche Kreislauf: Das dann entstehende Kohlendioxid steht Pflanzen wiederum für Wachstum zur Verfügung.

Erhöhung des Versicherungsbeitrags und Besteuerung von eigengenutztem Brennholz.

Holz hilft also auch dabei, die ambitionierten Klimaschutzziele der Kanzlerin zu erreichen. Holz kann fossile Rohstoffe ersetzen und auf diesem Weg den sogenannten Treibhausgasausstoß reduzieren und binden. Enorme Holzvorkommen liegen für eine nachhaltige Nutzung bereit – aber es liegt zuvorderst an der Politik, zukunftsweisende Weichen zu stellen. Dazu braucht es allerdings den Schulterschluß mit den privaten Waldbesitzern, die fast die Hälfte der Wälder in Deutschland bewirtschaften. Doch die notwendige Zweckpartnerschaft wird unnötig erschwert, denn die Privatwaldbesitzer müssen sich mit lästigen Dingen herumschlagen, die faktisch Enteignungscharakter haben. Dazu gehören: geplante Flächenstillegungen und restriktive Hofabgabeklauseln, die den Gewinn empfindlich schmälern, eklatante Beitragserhöhung der Sozialversicherung oder die mögliche Besteuerung von eigengenutztem Brennholz. All das sind bürokratische Hemmnisse – auf Kosten von Umwelt, Natur, Landschaft und nicht zuletzt der Wirtschaft.