© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 18/16 / 29. April 2016

Frans Timmermans. Der EU-Kommissar spricht Klartext: Europa wird transformiert
Multikulti oder Tod!
Michael Paulwitz

Wer Frans Timmermans reden hört, begreift, warum die Oberhäupter der EU-Bürokratie „Kommissare“ heißen. Man muß sich schon für den Vollstrecker des Weltgeistes halten, um seine ideologischen Glaubenssätze so apodiktisch abzufeuern wie der „EU-Kommissar für Bessere Rechtssetzung, interinstitutionelle Beziehungen, Rechtsstaatlichkeit und Grundrechtecharta“ und Erste Vizepräsident der EU-Kommission. 

Timmermans’ Weltgeist ist der Multikulturalismus – oder „Diversity“ (englisch für „Vielfalt“), im politisch korrekten Vernebelungssprech. „Diversity“ sei nicht weniger als die schicksalhafte Bestimmung der Menschheit, so dekretierte Timmermans kürzlich in EU-typischem Simpel-Englisch: Unser ganzer Planet habe gefälligst „vielfältig“ zu werden – bis in den letzten Winkel. Wer sich dagegen wehre und mit seiner Kultur unter seinesgleichen bleiben wolle, riskiere dagegen Frieden und Freiheit, drohte der Kommissar allen EU-Skeptikern und renitenten Osteuropäern schon mal vorsorglich im besten Tschekisten-Jargon. Motto: Multikulti oder Krieg.

Japaner oder Koreaner, die in ihren monokulturellen Reichen recht zufrieden und erfolgreich sind, werden dem Brüsseler Weltbeglücker zwar was husten. Und mit Sicherheit hat die EU auch nicht vor, Afrika zu rekolonisieren, um dort „diversity“-gerecht den weißen Bevölkerungsanteil zu heben. Aber in Europa kann das große Experiment ja schon mal steigen. Wer im Auftrag der Vorsehung unterwegs ist, muß sich nicht um Fakten, Kritik und Kollateralschäden kümmern.

Schön, daß es mal einer aus der ersten Reihe so ungeniert ausspricht. Wer wie Timmermans in der obersten Nomenklatura-Etage angekommen und endlich keinem lästigen Wähler mehr verantwortlich ist, kann auch mal freiweg mitteilen, wie egal ihm die Europäer sind, in deren Namen er sich’s wohlsein läßt und die er doch am liebsten austauschen würde. 

Als Abgeordneter der Arbeiterpartei im Haager Parlament war der 1961 in Maastricht geborene Karrierediplomat verbindlicher. Diplomat war schon sein Vater; von den Großvätern, beide Bergleute, hat er den sozialdemokratischen Stallgeruch. Als Außenminister warb der polyglotte, katholische Niederländer noch für mehr deutsche Führung und fürs Deutschlernen.

Doch solch innereuropäische Vielfalt reicht ihm freilich nicht. Seit Jean-Claude Juncker ihn 2014 in die Kommission berief und zum direkten Stellvertreter machte, dreht Timmermans das ganz große Multikulti-Rad. Dabei ist ihm kein Vergleich zu schräg. Sollen Moslems doch zwei Staatsbürgerschaften haben, „geteilte Loyalität“ habe man Katholiken früher auch unterstellt. Die wackeren eigenen Großeltern als Kronzeugen für die Flutung Europas mit Doppelpaß-Migranten – Frans Timmermans merkt wohl nicht mal, wie er an dem Ast sägt, auf dem er selbst sitzt.