© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 19/16 / 06. Mai 2016

Bruderhilfe sorgt für Verwirrung
Namibia: Meldungen über nordkoreanische Hilfe beim Bau einer Munitionsfabrik setzen die Regierung in Windhuk unter Druck
Wolfgang Kaufmann

Daß die stramm linkssozialistisch orientierte Swapo-Regierung in Namibia, ,auch mit dem international geächteten kommunistischen Regime in Nordkorea zusammenarbeitet, ist bekannt und wird von namibischer Seite mit der „brüderlichen“ Hilfe Pjöngjangs während der Zeit des Unabhängigkeitskampfes gegen Südafrika begründet (JF 2/11). Dabei beschränkte sich die Kooperation aber bisher auf zivile Projekte wie den Bau des bombastischen Präsidentenpalastes in der Hauptstadt Windhuk – was angesichts der zahlreichen UN-Sanktionen gegen Nordkorea freilich trotzdem schon für erhebliches Befremden im In- und Ausland sorgte. Doch nun scheint Windhuk noch einen Schritt weiter gehen zu wollen: Wie die namibische Außenministerin und Vizepremierministerin, Netumbo Nandi-Ndaitwah, mitteilte, errichten nordkoreanische Spezialisten in der Suiderhof Army Base eine Munitionsfabrik. Allerdings dementierte Verteidigungsminister Penda ya Ndakolo das sofort wieder und behauptete, auf dem abgeschirmten Gelände entstünden ausschließlich Bürogebäude.

Angesichts dieser reichlich widersprüchlichen Informationslage versuchten die Journalisten Motoi Araki und David Bush, welche für das japanische Mediennetzwerk Asahi arbeiten, Näheres über das ominöse Bauprojekt zu erfahren. In diesem Zusammenhang führten die beiden am 15. April auch ein längeres Interview mit Nandi-Ndaitwah, in dem diese ihre Aussagen bezüglich der Vorgänge in Suiderhof bestätigte. Zwei Stunden später wurde das Journalistenduo dann bei der Ausreise in Richtung Kapstadt am internationalen Flughafen Hosea Kutako in Windhuk festgesetzt und durch mehrere Beamte verhört; außerdem erfolgte eine Beschlagnahme der Kameras und Laptops der ordnungsgemäß akkreditierten Pressevertreter.

Daraufhin erhob das Media Institut of Southern Africa (Misa) energischen Protest gegen die Aktion der Sicherheitskräfte, weswegen sich der namibische Minister für Information, Kommunikation und Technologie, Tjekero Tweya, schließlich genötigt sah, vor der Nationalversammlung eine offizielle Erklärung zu dem Vorfall abzugeben. Seiner Darstellung nach hatten die Journalisten die Außenministerin arglistig getäuscht und „andere Motive als die zuvor angegebenen Themen“ gehabt. Darüber hinaus eröffnete Tweya den verdutzten Abgeordneten des Parlaments, daß im Zuge der Recherchen der beiden heimlich nordkoreanische Bauarbeiter beim Duschen fotografiert worden seien: „Diese Aufnahmen haben sie sich von der Straße aus erschlichen. Es handelt sich um einen totalen Verstoß gegenüber unseren Gästen.“ 

Nichtsdestotrotz ließ die MISA-Direktorin Natasha Tibinyane ihrerseits am Folgetag verlauten: „Wir sind besorgt, daß unsere so gepriesene Pressefreiheit zunehmend durch Staatsbeamte bedroht wird, die ohne Rücksicht auf Konsequenzen handeln, welche auf nationaler und internationaler Ebene folgen“, denn jetzt gebe es sicher harsche Reaktionen aus Japan. Zugleich äußerten einige Medien wie die deutschsprachige Allgemeine Zeitung in Windhuk den Verdacht, die Swapo-Regierung wolle wohl das wahre Ausmaß der geheimen militärischen Zusammenarbeit mit dem Regime von Kim Jong-un verschleiern. Warum sonst habe Tweya die Festnahme der beiden ausländischen Journalisten damit entschuldigt, daß die Sicherheit des namibischen Staates auf dem Spiel stehe? Werde die etwa durch Fotos von nackten Nordkoreanern bedroht?