© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 19/16 / 06. Mai 2016

Vieles ist bis heute unklar
Filmtip: Phoenix widmet sich dem Linksterrorismus und der Frage, ob die 1998 aufgelöste RAF insgeheim weitermachte
Ronald Gläser

Nach Überfällen wurden 2015 DNA-Spuren von RAF-Verdächtigen gefunden. Ist die Terrororganisation etwa wieder aktiv? Eine Expertenrunde bei Phoenix kommt zu dem Ergebnis, daß es sich dabei mehr um Beschaffungskriminalität von Gescheiterten handele. 

Bis heute sind die RAF-Morde an Detlev Rohwedder (1991) und Alfred Herrhausen (1989) nicht aufgeklärt. Auch um die Auflösung 1998 ranken sich Gerüchte. Die Rote Armee Fraktion, jener militante Arm des deutschen Linksradikalismus, ist bis heute ein Rätsel. Moderiert wird die Runde von Guido Knopp, der kein Blatt vor den Mund nimmt: „In den siebziger und achtziger Jahren wurde die Bundesrepublik vom Terror der RAF in Atem gehalten.“ Später fragt er: „War die Protestbewegung ein Nährboden für linken Extremismus, für Terrorismus?“ Danach flacht die Diskussion leider ab. 

Immerhin: Der linke RAF-Experte Wolfgang Kraushaar sagt, es sei unverständlich, warum Geheimdienste in West-Berlin von 1967 bis 1971 interessierte Kreise mit Molotowcocktails, Sprengstoff und anderen Waffen versorgt hätten. „Da haben Leute bewußt Öl ins Feuer gegossen“, so Kraushaar. 

Der ZDF-Journalist Bernhard Töpper sagt über den Mord an Deutsche-Bank-Chef Herrhausen: „Es ist bis heute unklar, wer dieses Attentat überhaupt verübt hat.“ Kraushaar sieht sich bestätigt und deutet an, daß Palästinenser oder MfS-Agenten ihre Finger im Spiel gehabt haben könnten, angesichts der Komplexität des Sprengstoffanschlags.Kraushaar und Töpper kritisieren die Rolle des Verfassungsschutzes, dessen Vertreter vor Gericht nichts über die Vorgänge ausgesagt hätten. 

Kraushaar berichtet, die Akten des Berliner Verfassungsschutzes seien im Jahr 2000 alle vernichtet oder unzugänglich gemacht worden. Parallelen zum Nationalsozialistischen Untergrund und der Operation Rennsteig drängen sich auf, werden aber nicht ausgesprochen.