© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 20/16 / 13. Mai 2016

Vom Aussterben bedroht
Politische Korrektheit: Die kleinen Waldmenschen in Zentralafrika sollen nicht mehr „Pygmäen“ genannt werden dürfen
Richard Stoltz

Aufregung an der Anti-Rassismus-Front: Da man als überzeugter Gutmensch nicht mehr von „Rassen“ sprechen darf, weil es diese angeblich gar nicht gibt, soll nun in der wissenschaftlichen Anthropologie das Wort „Pygmäe“ für gewisse Ethnien in Zentralafrika abgeschafft werden. Einige afrikanische Regierungen wie die in Ruanda haben das dort gebräuchliche Bantu-Wort für Pygmäe, „Batwa“, bereits auf den Index gesetzt.

Was aber sind die Batwas beziehungsweise Pygmäen denn sonst, wenn sie keine Rasse mehr sein dürfen? Eine eigene Batwa-Sprache haben sie nicht, auch kein eigenes abgrenzbares Wohngebiet oder gar einen eigenen Staat. Sie leben hier und da in den Regenwäldern Zentralafrikas, und ihre Gewohnheiten unterscheiden sich nicht von denen der sie umgebenden Ethnien. Ihr einziges äußeres Unterscheidungsmerkmal ist die Kleinwüchsigkeit, es sind überzeugte Zwergengemeinschaften.

Und: Sie wollen auch klein bleiben, pflegen tiefsinnige Mythen über die Herkunft ihrer Kleinheit, und mit größeren Menschen aus anderen Völkern vermischen sie sich grundsätzlich nicht. Sie sind bis heute ein großes Rätsel für die Wissenschaft, das man gern lösen würde.

Aber wie soll man künftig über sie forschen, wenn man sie nicht einmal mehr beim Namen nennen darf? Auch das Wort „Zwerg“ übrigens darf, wenigstens in den USA, kaum mehr verwendet werden; Menschen sind „kleinwüchsig“, und selbst das Wort „kleinwüchsig“ steht inzwischen  – wie das Wort „dunkelhäutig“ – in dem Ruf, rassistisch zu sein.

Summa summarum: Wer nicht mehr bei seinem Namen, welchem auch immer, genannt werden darf, für den bleibt nur noch, so rasch wie möglich auszusterben. Sämtliche Statistiken melden denn auch einen rapiden Bevölkerungsrückgang bei den, pardon, Pygmäen. Auch mittels Sprachdiktatur läßt sich Völkermord betreiben.