© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 20/16 / 13. Mai 2016

Umwelt
Ökologische Integration
Jörg Fischer

Wenn die Müllabfuhr in die „sozialen Brennpunkte“ Deutschlands kommt, sind die schwer arbeitenden Kübelmänner (amtlich: „Fachkraft für Kreislauf- und Abfallwirtschaft“) schon froh, wenn die Tonne nicht qualmt und sie nicht allzuviel drumherum aufzulesen haben. Ganz anders sieht es in den Gegenden aus, in die sich besserverdienende Biodeutsche und Integrationsvorbilder zurückgezogen haben: hier gibt es Mülldetektive, die die Einhaltung der Abfallwirtschaftssatzung peinlich genau überprüfen. Wer in Hamburg Bananenschalen, Pappbecher, Taschentücher oder Zigarettenschachteln liegenläßt, muß bis zu 70 Euro blechen. Bei Waschmaschinen oder Möbeln sind zwei 500er fällig. In Bremen und Thüringen kostet ein illegaler Kühlschrank sogar 2.500 Euro.

„In den blauen, braunen und gelben Tonnen landet Abfall, der dort nicht hineingehört.“

Doch angeschichts von einer Million Geflüchteten bleibt es nicht aus, daß Verstöße gegen das Abfallrecht auch in schicken Kiezen, Vorstadtsiedlungen und der Provinz ruchbar werden. So klagte die Sächsische Zeitung, „Mülltrennung fällt Flüchtlingen schwer“. Ein DRK-Mitarbeiter in Reichenbach/Vogtland habe zwar Zettel in verschiedenen Sprachen verteilt, aber Sperrmüll würde trotzdem herumliegen. Und: „In den gelben Tonnen lande Abfall, der dort nicht reingehöre.“ In Meißenheim am Rhein gibt es laut Badischer Zeitung aber Hoffnung: Dort verbindet eine engagierte Deutschlehrerin Vokabeln wie Windeln, Karton oder Plastik mit dem Verb „gehören“ und der kniffligen Frage: Gelber Sack, Altpapier oder Restmüll? Im Speckgürtel von Hamburg wurde bereits vor einem halben Jahr reagiert. Der Bürgerservice im Kreis Pinneberg hält kunterbunte Sortieranleitungen in Albanisch, Arabisch, Englisch, Farsi, Polnisch, Rumänisch, Russisch und Türkisch bereit.