© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 21/16 / 20. Mai 2016

Zitate

„Manchmal entsteht der Eindruck, ‘männlich’ sei so etwas wie ein Geschwür. Unsere Gesellschaft suggeriert doch: du kannst zwar nichts dafür, ein Mann zu sein, aber du bist es – und deshalb schuld an vielem Bösen auf dieser Welt. Männer sind doch heute arme Schweine, können es nirgends und niemandem recht machen, werden geschrumpft zu domestizierten, lammfrommen Stubentigern.“

Tamara Wernli, Kolumnistin, in der „Basler Zeitung“ vom 13. Mai 2016





„Solange es kriminelle Handlungen gibt, die zu Recht verurteilt werden, weil sie kriminell sind, und kriminelle Handlungen, die minder schlimm sind, weil sie irregeleitete politische Statements seien, entfaltet das doppelte Maß seine verdummende Kraft. Die Linke ist auch deshalb in Wort und Tat so ziemlich heruntergekommen, weil ihr ein kritischer Widerpart fehlt, der ihre Selbstwidersprüche entlarvte. Sie hat sich von ihren aufklärerischen Wurzeln entfernt, hält sich per se für moralische Wahrheitsbesitzer und hat vergessen, wofür sie einmal stritt: daß Kritik die andere Seite der Selbstkritik ist – und keine Wahrheit ohne Argument sein kann. Der Schlaf der Vernunft im Schnellzug zur Macht rächt sich. Die Linke bezahlt ihre Erfolge mit Differenzierungsscheu und Relativierungsgier im Angesicht des Hasses.“

Alexander Kissler, Publizist, bei „Focus online“ am 13. Mai 2016





„Dem Wutbürger im Internet tritt in manchen Leitmedien ein Wutjournalismus gegenüber, der Schimpfen, Weghören und Kommunikationsverweigerung zu Tugenden erklärt. (...) Differenzierungen gelten schon als Appeasement. ‘Haltung’ ist gefordert, nicht kritische Selbstkontrolle eigener Wahrnehmungen und Urteile. Anstatt zwischen konservativ, rechts, rechtspopulistisch und rechtsextrem zu unterscheiden, wird der gesamte Kommunikationsraum, der sich in Opposition zum linksliberal-grünen Justemilieu zu etablieren beginnt, zu einer Zone des Bösen erklärt, die unter Quarantäne zu stellen ist. Offenbar gibt es Ansteckungsgefahren: Wer sich als rechts und konservativ positioniert, gerät in dieser Sichtweise in Verdacht, bald Schlimmeres aufzunehmen und zu verbreiten.“

Heribert Seifert, Journalist, in der Onlineausgabe der „NZZ“ am 14. Mai 2016





„Toleranz tut nämlich weh. Sie verlangt, Fremdes auszuhalten, aber vor allem das als fremd Empfundene. Der Begriff stammt von dem lateinischen Wort ‘tolerare’ und meint das Erdulden und Ertragen von Andersartigkeit. Tolerant kann eigentlich nur sein, wer ein Problem hat mit dem, was andere tun oder propagieren.“

Malte Lehming, Leitender Redakteur, im „Tagesspiegel“ vom 14. Mai 2016





„2000 Jahre europäischer Geschichte sind geprägt von den wiederholten Versuchen, Europa unter einer einzigen Regierung zu vereinen und das ‘goldene Zeitalter’ unter den Römern wiederzuerrichten. Napoleon, Hitler, verschiedene Leute versuchten es und es endete immer tragisch. Die EU ist ein Versuch, es mit anderen Methoden zu tun.“

Boris Johnson, britischer Parlamentarier (Tory) und Brexit-Befürworter, im „Sunday Telegraph“ vom 15. Mai 2016