© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 21/16 / 20. Mai 2016

Zeitschriftenkritik: SMS Schiffe – Menschen – Schicksale
Geschichte eines Kleinen Kreuzers
Werner Olles

Es war in der Kaiserzeit, als ein kleiner Kreuzer den Namen der bedeutendsten Hafenstadt Deutschlands erhielt. Am 25. Juli 1903 lief die „Hamburg“ vom Stapel und wurde am 8. März 1904 für die Kaiserliche Marine in Dienst gestellt. Im Juni 1904 war sie Begleitschiff der kaiserlichen Yacht SNY „Hohenzollern“ bei ihrer alljährlichen Nordlandreise. Als in Anatolien Unruhen ausbrachen lief die „Hamburg“ am 21. April 1909 von Korfu an die türkische Küste. Im September 1909 wurde sie schließlich außer Dienst gestellt und in die Flottenreserve überführt. Doch bereits Anfang Juli 1912 wurde die „Hamburg“ wieder in Dienst gestellt und ab August 1912 der U-Bootflottille als Führerschiff zugeteilt. Am 1. Juli 1914 stellte die kaiserliche Kriegsmarine eine zweite U-Bootflottille auf und die „Hamburg“ wurde Führerschiff der 1. Flottille, die ihren Stützpunkt auf Helgoland hatte.

Die wechselhafte und gleichzeitig tragische Geschichte der SMS „Hamburg“ ist Titelthema der aktuellen Ausgabe (Nr. 264) der monatlich erscheinenden Zeitschrift SMS Schiffe-Menschen-Schicksale. Tatsächlich wäre es in Dezember 1914 in der Nordsee beinahe zu einer Seeschlacht zwischen der gesamten deutschen Hochseeflotte und einigen britischen Schlachtschiffen gekommen, und die deutsche Überlegenheit hätte einen Erfolg erwarten lassen. Immerhin verfügte Admiral von Ingenohls Streitmacht über 14 Großkampfschiffe, und die deutschen Frachtkreuzer strebten unbemerkt der ostenglischen Küste zu. Der Admiral wollte eingedenk der Sorgen und Bedenken des Kaisers jedoch kein Risiko eingehen und befahl schließlich den Rückmarsch. Zwar war Deutschland an diesem Tag keinem Trafalgar nahe, aber ein bedeutender Sieg wäre möglich gewesen, und der Verlust von mehreren britischen Großkampfschiffen hätte Deutschland in der Nordsee dem Kräfteausgleich näher gebracht. Doch Kaiser und Reichskanzler waren dagegen, die Flotte zu riskieren, und wollten sie bis zum Frieden vor Verlusten bewahren. In Deutschland erhoben übereifrige Nationalisten den Vorwurf, der Admiral hätte den Gegner wegen seiner englischen Ehefrau geschont. 

1923 versuchten Hitlers Nationalsozialisten mit dem „Marsch auf die Feldherrnhalle“ in München die Macht zu ergreifen, und in Hamburg unternahmen die Kommunisten einen bewaffneten Aufstand, der den Republikfeinden von linksaußen die Macht bringen sollte. Die Besatzung der „Hamburg“ wurde dazu herangezogen, gemeinsam mit der Polizei diesen „Hamburger Aufstand“ niederzuschlagen.

1926/27 unternahm die „Hamburg“ eine Weltreise. Es sollte ihr letzter Einsatz sein, danach diente als Wohnschiff der Kriegsmarine. 1944 versenkten alliierte Bomber das Schiff. 1949 wieder gehoben, wurde die SMS „Hamburg“ 1956 abgewrackt. Die Bundesmarine unterhielt zwischenzeitlich zwei Kriegsschiffe mit dem Namen „Hamburg“, von denen eines 1998 in Spanien abgewrackt wurde, während das zweite als Zerstörer weiter im Dienst ist. 

Kontakt: SMS Verlag für Marinegeschichte, Leichhardtstr. 55, 14195 Berlin. Der Einzelpreis beträgt 5,50 Euro.

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