© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 21/16 / 20. Mai 2016

Im Dschungel der Staatlichkeit
Frank Jordans Thriller über einen politischen Mord
Werner Olles

Als Bernd Bickler, Edelfeder des Zürcher Politmagazins Wochenblatt, erschossen auf einem verlassenen Hausboot in Bern aufgefunden wird, beauftragt die Eidgenössische Justiz- und Polizeidirektion (EJPD) Carl Brun, Leiter einer operativen Einheit des Schweizer Inlandsnachrichtendienstes DAP (Dienst für Analyse und Prävention) mit den Ermittlungen. Obwohl die Angelegenheit äußerst vertrackt erscheint, liegt schon bald ein Erfolg der Polizeibehörden vor. In Brun wächst der Verdacht, daß seine Arbeit offensichtlich einzig dem Zweck dient, ihn mitsamt seinen Leuten für andere Ermittlungen auszuschalten. Doch seine Geheimdienstler ermitteln unter Hochdruck Tag und Nacht weiter und stoßen dabei auf ein schier undurchdringliches politisches Netz aus Lügen, Geld und Gier, das zwar für keinen von ihnen neu ist, aber in diesen Dimensionen all jene unter sich zu begraben droht, die der Intrige zu nahe kommen. 

Denn Brun hatte, als er vor zwanzig Jahren vom Militär in den Inlandsgeheimdienst wechselte, dies in der Überzeugung getan, an genau dieser Stelle seinen Teil zum Schutz der politischen, wirtschaftlichen und bürgerlichen Freiheiten beitragen zu können. Aber mehr und mehr war aus dem schlanken und in seinen Aufgaben klar definierten Staat ein wucherndes Geschwür geworden, das es vor der Masse erziehungsresistenter Bürger, die es alimentierten, zu schützen galt. So beginnt ein Kampf an mehreren Fronten, dessen Ende unabsehbar zu sein scheint …

Frank Jordans Polit-Thriller „Die Ministerin“ ist das erste Belletristik-Projekt des Lichtschlag Buchverlages. Es ist ein labyrinthisches Werk, in dem das melancholische Spiel um Intrigen, Liebe, Verrat und Tod mit ironischer Meisterschaft in Szene gesetzt wird. Des Autors Blick trifft dabei durch die genretypischen Stilisierungen hindurch auf ein lebendiges Bild schweizerischer Lieblingsvorstellungen – inklusive der undurchschaubaren Bankenwelt. Durch abrupt wechselnde Stimmungen und subjektiv geprägte Eindrücke bis zum überraschenden Schluß läßt er genüßlich die Nuancen variieren. „Die Ministerin“ ist ein Thriller von überragendem Format, der schließlich in ein dramatisches und fintenreiches Katz-und-Maus-Spiel mündet. 

Frank Jordan: Die Ministerin. Kein Fall für Carl Brun. Lichtschlag Buchverlag, Grevenbroich 2016, broschiert, 401 Seiten, 19,90 Euro