© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 22/16 / 27. Mai 2016

DVD: Der gläserne Schlüssel
Politik und Verbrechen
Werner Olles

In den 1940er Jahren wurden Kriminalfilme fast ausschließlich nach literarischen Vorlagen gedreht, und so nahm der Privatdetektiv hauptsächlich in den Verfilmungen der Romane von Dashiell Hammett und Raymond Chandler seine Gestalt an. Von allen Filmfiguren, die nach Hammetts Stoffen entstanden sind, entspricht wohl Ed Beaumont aus der Verfilmung von „The Glass Key“ am meisten den Intentionen des Autors. Beaumont ist ein Privatdetektiv, der in einem Strudel von Politik, Verbrechen, Eros und geistig-moralischem Verfall und in einer Welt des Mißtrauens loyal zu seinem Arbeitgeber steht, auch wenn dessen Auftrag Taten einschließt, die unmoralisch sind.

In Stuart Heislers Film „Der Gläserne Schlüssel“ (1942), ein Remake des gleichnamigen Films von 1935, ist Beaumont (Alan Ladd) ein Freund des Politikers Paul Madvig (Brian Donlevy), der nicht nur über gute Kontakte zum organisierten Verbrechen verfügt, sondern auch Wahlmanipulationen betreibt und um jeden Preis in die bessere Gesellschaft kommen will. Zudem will Madvig die Tochter (Veronica Lake) des Kandidaten für den Gouverneursposten heiraten. In dessen Sohn wiederum hat sich Madvigs jüngere Schwester Opal (Bonita Grandville) verliebt. Ed versucht vergeblich, sie vor dem Nichtsnutz zu warnen. Tatsächlich ruft Opal Ed in der Nacht an und bittet ihn um Hilfe, da sie fürchtet, Paul wolle seinen Sohn töten. Nick Varna, der politische Gegner von Madvig, verbreitet die Nachricht, es gäbe einen Zeugen dafür …

Auch wenn die Verfilmung von „The Glass Key“ nicht die Popularität von „Der Malteser Falke“ erreicht, machen die wenigen Einblicke, die der Film über das Verhältnis zwischen Unterwelt und politischer Arena bietet, deutlich, wie eng diese Verflechtungen sein können. Das Drehbuch von „Der gläserne Schlüssel“ schrieb Jonathan Latimer, der als Nachfolger von Dashiell Hammett gilt. Die Charakterisierungen sind gelungen, der knappe realistische Dialog kommt Hammetts Roman sehr nahe und vermittelt so die latente Spannung zwischen physischer und politischer Gewalt. Vor allem durch die Darstellung der Ambivalenz des Hauptdarstellers ist „Der Gläserne Schlüssel“ eines der besten Beispiele des amerikanischen Film noir.

DVD/Blu-ray: Der gläserne Schlüssel. Koch Media 2016, Laufzeit etwa 85 Minuten