© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 22/16 / 27. Mai 2016

Sperrungen und Manipulationen
Facebook: Der Konzern will den Zensurvorwurf entkräften, aber ständig tauchen neue Fälle auf
Ronald Gläser

Der Vorwurf, das Netzwerk zensiere Amerikas Konservative, lastet auf Facebook. Firmengründer Mark Zuckerberg ließ den Insiderbericht über Eingriffe in die Verbreitung von Nachrichten (JF 21/16) zunächst dementieren. Als dies nicht reichte, lud er führende konservative Publizisten nach Menlo Park in seine neue Firmenzentrale ein. Das Treffen fand am Mittwoch vor einer Woche statt. Mit dabei: Glenn Beck.

Der Moderator und seine Firma The Blaze gelten als eines der Opfer der FB-Manipulationen. Dennoch hatte er vorher gesagt, daß Facebook das Recht habe, seine eigenen Regeln aufzustellen. 

Beck berichtete über das gut dreistündige Treffen hinter verschlossenen Türen: Zuckerberg („Wahnsinn, wie jung er aussieht“) habe allen direkt in die Augen geschaut und seinen Gästen versprochen, daß er die Manipulationsvorwürfe untersuchen werde. Gleichzeitig habe er den Konservativen zugesichert, daß Facebook niemanden diskriminieren wolle. 

Auch in Deutschland gibt es eine Debatte über Eingriffe von Facebook in die Meinungsbildung. Zwar gibt es die Funktion, die der Algorithmus in den USA beeinflußt haben soll, nicht. Dennoch klagen Nutzer über Zensur. 

So war vor kurzem bekanntgeworden, wie die konservative Publizistin Vera Lengsfeld nach einer ungerechtfertigten Sperrung mit Facebook ins Gespräch zu kommen versucht hatte. Ihr Beitrag in der Wirtschaftswoche „Mein denkwürdiger Besuch in der Facebook-Festung“ fand im Netz starke Verbreitung.

Ein ganz anderer Fall ist der des Freddy Greve: Der Macher der Facebookseite „Kein Mensch ist illegal“ wurde für 30 Tage gesperrt, nachdem er ein AfD-kritisches Bild verbreitet hatte. Darüber hatten sich vermutlich viele Gegner seiner linken Organisation beschwert und damit automatisch seine Sperrung ausgelöst. Facebook machte auch Greves Sperrung vorzeitig rückgängig.

Es wirkt, als habe Facebook mit Algorithmen und dem Einknicken vor Zensurwünschen in Ländern wie der Türkei eine Büchse der Pandora geöffnet.