© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 23/16 / 03. Juni 2016

Katholische Kirche
Sakrale Flüchtlingsromantik
David Berger

Es war dem Kölner Erzbischof Rainer Maria Woelki eine Herzensangelegenheit. Zum Fronleichnamstag ließ er eigens ein Flüchtlingsboot importieren, um es als Altar und Kanzel zu nutzen und damit die auch für die Kirchen äußerst lukrativen Flüchtlinge gleichsam heiligzusprechen: „Würde Jesus leben, säße er auch im Flüchtlingsboot“ heißt das neue Credo. Dafür nahm der Kardinal sogar in Kauf, daß das zum religiösen Fetisch erhobene Flüchtlingsboot nur wenige Meter von jenem Ort entfernt aufgestellt wurde, an dem in der Silvesternacht, mehr als tausend Frauen vor allem durch Asylbewerber und Asylsuchende vergewaltigt, sexuell bedrängt, verletzt oder ausgeraubt wurden. So wurden die Opfer ein zweites Mal gedemütigt.

Parteien wie die AfD stellen eine Gefahr für solch sakrale Flüchtlingsromantik dar. Deshalb wurde sie auch zeitgleich mit dem Flüchtlingsbootimport vom Katholikentag verbannt. Die linksgrüne Intoleranz des Gutmenschenkatholizismus in Deutschland führt die doktrinäre Intoleranz der Inquisition nun nahtlos im Bereich des Politischen weiter. So wird der Ruf der Bachkantate „Wachet auf, ruft uns die Stimme!“ wirkungslos verhallen – bis es zu spät ist.






Dr. David Berger ist katholischer Theologe und Publizist.

 www.david-berger.info