© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 23/16 / 03. Juni 2016

DVD: Dr. Zyklop
Odysseus nachgestaltet
Werner Olles

Der Biologe Rupert Bullfinch (Charles Halton) und seine Kollegin Mary Robinson (Janice Logan) werden von ihrer Universität in das Labor von Doktor Thorkel (Albert Dekker) entsandt, der in einer entlegenen Hütte am Amazonas an seinen Forschungen arbeitet. Drei Bergbauingenieure begleiten sie. Als sie hinter die fragwürdigen Experimente Thorkels kommen, setzt er die Gruppe einem Strahlengenerator aus, der sie auf Däumlingsgröße einschrumpft.

Nur weil er extrem kurzsichtig ist, können sie in den Dschungel entkommen. Da Thorkel weiß, daß die Wissenschaftler bald wieder ihre ursprüngliche Größe annehmen und seine Erfindung verraten werden, verfolgt er sie. Als er sie durch ein von ihm gelegtes Feuer tot glaubt, kehrt er in seine Hütte zurück und schläft ein. Den Überlebenden gelingt es, seine Brille zu zerstören, so wie Odysseus und seine Mannen einst das Auge des riesigen Zyklopen blendeten. Den so gut wie blinden Thorkel locken sie an einen offenen Erzschacht, aus dem der wahnsinnige Wissenschaftler das radioaktive Material für seine Forschungen bezieht … 

In Ernest B. Schoedsacks Science-fiction-Film „Dr. Cyclops“ (USA, 1940) geht es, wie in vielen SF-Filmen jener Zeit, um die Instabilität der menschlichen Größe und ihre Verwandlung, sei es in Zwerge oder Riesen. Der Film verschenkt zwar einige der später von Jack Arnold in „Die unglaubliche Geschichte des Mister C“ (1957) wirkungsvoll inszenierten Effekte bei der Verschiebung der Größenverhältnisse, aber seine der griechischen Sage nachgestaltete Handlung und die gelegentlich aufscheinende Selbstironie hebt ihn doch über das Gros dieses Genres hinaus.

Schoedsack, Schöpfer des unglücklich verliebten „King Kong“, inszenierte die naive Gruselgeschichte des Biologen im Urwald von Peru mit viel Phantasie, die das Erschreckende auf subtile Weise mit dem Komischen verbindetund bis heute nicht lächerlich wirkt, so töricht der Plot auch sein mag. Die theatralische Musik paßt dazu wunderbar. Von Albert Dekker in der Rolle des verrückten Wissenschaftlers großartig gespielt, ist „Dr. Cyclops“ einer der ambitioniertesten SF-Filme der 1940er Jahre.

DVD: Doktor Zyklop. Koch Media 2016, Laufzeit etwa 77 Minuten