© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 23/16 / 03. Juni 2016

Fischer und Bauern als Verlierer: Migration als Kollateralschaden der Globalisierung
EU-Politik schafft Fluchtursachen
(dg)

In der öffentlichen Darstellung ihrer „Flüchtlingspolitik“ vermeiden EU-Kommission und Bundesregierung, einen Zusammenhang zwischen Globalisierung und Wanderungsbewegungen herzustellen, der über die Beruhigungsfloskel „Bekämpfung der Fluchtursachen“ hinauswiese. Die EU, so lautet daher der Vorwurf von Ndongo Samba Sylla, der als Forschungsmanager das Westafrika-Büro der Rosa-Luxemburg-Stiftung in Dakar leitet, wolle offensichtlich den Profit der Globalisierung europäischen Konzernen sichern, ohne für soziale und ökologische Kosten zahlen zu müssen (E+Z. Entwicklung und Zusammenarbeit, 3-4/2016). Die hätten in Westafrika Bauern und Fischer zu tragen. Deshalb rekrutieren sich viele in Italien landende „Bootsflüchtlinge“ aus der senegalischen Fischerbevölkerung, der die industrielle Schleppnetzfischerei der EU-Fangflotten die Lebensgrundlage zerstört habe. Ähnlich sei die Landwirtschaft, von der 60 Prozent aller Afrikaner leben, durch Brüssels subventionierte Agrarwirtschaft und den Drang der EU nach „Importliberalisierung“ für Europas Agrarprodukte immer stärker in ihrer Existenz gefährdet. Ausweg böte nicht die gescheiterte Entwicklungshilfe, sondern nur ein gerechteres Welthandelssystem. Beginnen könne Brüssel mit der Trockenlegung „riesiger illegitimer Finanzströme“, unter denen Afrika leide. 


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